Efgartigimod alfa lindert Symptome |
Laura Rudolph |
25.01.2022 11:05 Uhr |
Bei der Myasthenia gravis hemmen Autoantikörper die Erregungsweiterleitung an der motorischen Endplatte. Dies führt zu abnormen Ermüdungserscheinungen der Muskulatur. / Foto: Fotolia/sakurra
Bei der Autoimmunerkrankung Myasthenia gravis blockieren Autoantikörper die Bindung von Acetylcholin (ACh) an nicotinerge ACh-Rezeptoren an der motorischen Endplatte. Dies führt zu Störungen der Skelettmuskulatur, die sich in unnatürlicher Ermüdbarkeit der Muskulatur wie Lähmungen der Augenmuskulatur, Schluck- und Sprechbeschwerden äußert. Cholinesterasehemmer, die die Konzentration an Acetylcholin erhöhen, sowie Immunsuppressiva können die Beschwerden lindern. Eine ursächliche Therapie gab es bislang nicht.
Nun hat die US-Arzneimittelbehörde FDA mit Efgartigimod alfa erstmals ein Antikörperfragment gegen generalisierte Myasthenia gravis (gMG) zugelassen. Es darf bei Erwachsenen angewendet werden, die Anti-ACh-Rezeptor-Antikörper aufweisen. Deren Konzentration senkt Efgartigimod alfa folgendermaßen: Es bindet an den neonatalen Fc-Rezeptor (FcRn), der normalerweise IgG-Antikörper vor dem Abbau bewahrt und recycelt. Wird der FcRn durch Efgartigimod alfa blockiert, findet insgesamt weniger dieses Recyclings statt und die Spiegel aller IgG-Antikörper im Blut sinken. Somit werden nicht nur die pathologischen Autoantikörper vermehrt abgebaut, sondern auch alle anderen IgG-Antikörper. Eine Erhöhung der Infektionsneigung ist daher laut FDA als Nebenwirkung der Therapie mit Efgartigimod alfa zu erwarten.
Die Wirksamkeit von Efgartigimod alfa bei gMG konnte in einer randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studie mit 167 Patienten (davon 129 Anti-ACh-Rezeptor-Antikörper-positiv) belegt werden (DOI: 10.1016/S1474-4422(21)00159-9). Efgartigimod alfa wurde dabei einmal pro Woche in einer Dosierung von 10 mg pro kg Körpergewicht verabreicht. Auf den ersten vierwöchigen Behandlungszyklus sprachen von den Autoantikörper-positiven Probanden in der Verumgruppe 68 Prozent an und in der Placebogruppe 30 Prozent. Nebenwirkungen, insbesondere Kopfschmerzen und Nasopharyngitis, waren in der Verumgruppe bei 77 Prozent und in der Placebogruppe bei 84 Prozent der Probanden zu verzeichnen.
Hersteller von Vyvgart ist die Firma Argenx. Sie hat auch bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) die Zulassung beantragt. Die Entscheidung darüber könnte in der zweiten Jahreshälfte fallen.