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Westfalen-Lippe

E-Rezept-Einführung mit 250 Praxen hat begonnen

Heute startete offiziell die E-Rezept-Testphase in Westfalen-Lippe: Zu Beginn sind rund 250 Praxen dabei, die Teilnehmerzahl soll schrittweise gesteigert werden. Schleswig-Holstein war ursprünglich auch an Bord, hatte sich aber vergangene Woche aus Datenschutzgründen zurückgezogen. Bis die Weiterleitung von E-Rezepten über die elektronische Gesundheitskarte möglich ist, werden die beteiligten Praxen E-Rezepte auf Papier ausdrucken.
Melanie Höhn
Anne Orth
01.09.2022  17:15 Uhr

In den Arztpraxen in Westfalen-Lippe hat am heutigen Donnerstag die schrittweise Einführung des E-Rezeptes begonnen. Zum Start sind rund 250 Praxen dabei, wie die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) gestern mitteilte. In den kommenden Monaten soll die Zahl der Teilnehmer schrittweise gesteigert werden. »In den ersten Wochen werden die Rollout-Praxen lediglich einen Papierausdruck erstellen können«, sagte KVWL-Vorstand Thomas Müller.

Für Apotheker Jan Harbecke ist es nicht das erste E-Rezept, das in seiner Apotheke bearbeitet wird. Sieben sind bereits während der vorangegangenen Testphase bei ihm eingegangen. »Der Lernprozess ist schon groß«, schildert er seine ersten Erfahrungen am heutigen Morgen. »Wir sind gespannt, was auf uns zukommt«,  beschreibt er seine Stimmung an Tag eins des Echtbetriebes. »Gespannt – und gut motiviert«, fügt er hinzu. Harbecke ist froh, vorn dabei zu sein: »So können wir mitgestalten, Probleme entdecken und dafür Lösungen finden«, sagt er. Dass es immer einmal wieder zu kleineren Schwierigkeiten kommen kann, hält er für wahrscheinlich, auch wenn am heutigen Vormittag alles rund lief. 

Weniger Bürokratie, mehr Beratungszeit

Doch am Ende wird sich die Mühe lohnen, davon ist Jan Harbecke überzeugt. Besonders für die Patienten, aber auch für die Apotheken. »Das E-Rezept macht vieles einfacher und schneller«, sagt Harbecke. Patienten könnten die Verordnung künftig per App in die Apotheke schicken, Medikamente vorbestellen und sich auf Wunsch die Arzneimittel per Boten schicken lassen. Für die Apotheken wird vor allem der bürokratische Aufwand geringer. Wenn Ärzten zum Beispiel beim bisherigen analogen rosafarbenen Rezept ein kleiner Formfehler unterlaufe, können Apotheken das Arzneimittel nicht ohne Weiteres an den Patienten abgeben. Bemerken die Apotheken den Formfehler des Arztes nicht, kürzen die Krankenkassen unter Umständen die Vergütung der Apotheke. In der neuen digitalen Welt sollen solche fehlerhaften Rezepte nicht mehr vorkommen.

Weniger Bürokratie bedeutet für Jan Harbecke zugleich mehr Zeit, um die Patienten intensiver zu beraten und zu betreuen, ihnen weitere Dienstleistungen anzubieten wie ausführliche Medikationsanalysen. Dass die Patienten den Schlüssel zum E-Rezept derzeit noch auf Papier ausgehändigt bekommen, hält der Apotheker jedoch für das größte Ärgernis in der Startphase. 

Wichtige Hürde mit der Apothekenanbindung genommen

Auch Markus Leyck Dieken, CEO der Gematik, zeigte sich erfreut über den Start der E-Rezept-Testphase am heutigen Donnerstag. »Ich freue mich sehr, dass wir mit der Anbindung der Apotheken eine weitere wichtige Hürde nehmen, um den Menschen das E-Rezept zugänglich zu machen«, erklärte er in einer Mitteilung. Durch dieses künftig flächendeckende Angebot würden nun auch viele Praxen vollständig auf das E-Rezept umsteigen, »da gesetzlich versicherte Bürgerinnen und Bürger ihre E-Rezepte dann überall problemlos einlösen können«, sagte er weiter. Mit dem E-Rezept würden Menschen, die bisher weitere Entfernungen zu Apotheken oder Arztpraxen hätten, mehr Zeit gewinnen und sich Wege sparen, da sie Medikamente für sich und Angehörige über die App zuweisen und einlösen können. Auch sei es möglich, sich Folgerezepte im gleichen Quartal ohne erneuten Praxisbesuch ausstellen zu lassen. 

Bundesweit »können und sollen Praxen und Kliniken schon jetzt auf das E-Rezept umstellen und frühzeitig Erfahrungen mit dem neuen Prozess sammeln, ohne auf den offiziellen Start ihrer Region warten zu müssen«, erklärte die Gematik in der Mitteilung weiter. Nach Auskunft der Hersteller der Apothekenwarenwirtschaftssysteme wurden zum heutigen Tag alle Apotheken bundesweit mit der technischen Funktion für das Einlösen eines E-Rezepts ausgestattet, informierte die Gematik weiter.

Weiterleitung über elektronische Gesundheitskarte

Die KVWL erwartet laut Vorstand Thomas Müller von der Gematik, dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) und den Apothekenverwaltungssystem-Herstellern, dass das E-Rezept spätestens in drei Monaten mit der Gesundheitskarte in der Apotheke abgerufen und eingelöst werden könne. Anfang dieser Woche hatte die Gesellschafterversammlung der Gematik beschlossen, dass E-Rezepte künftig auch über die elektronische Gesundheitskarte weitergeleitet werden sollen. Das Verfahren wird nun schnellstmöglich etabliert und könnte noch in diesem Jahr flächendeckend zur Verfügung stehen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sprach sich bei einem Besuch einer Berliner Arztpraxis für die Möglichkeit aus, digitale Rezept-Codes außer über die Gematik-App auch per Mail oder SMS zu übermitteln. Wie Lauterbach diese beiden Weiterleitungsmöglichkeiten datenschutzrechtlich etablieren will, erklärte er allerdings nicht.

Eigentlich sollte das E-Rezept ab heute auch in Arztpraxen in Schleswig-Holstein getestet werden. Doch am 22. August gab die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) überraschend bekannt, sich aus Datenschutzgründen zurückzuziehen. Hintergrund war, dass die Landesbeauftragte für Datenschutz Schleswig-Holstein, Marit Hansen, grundsätzliche Bedenken bezüglich der E-Rezept-Weiterleitung via Mail, SMS oder Smartphone-App geäußert hatte. Das Statement der Landesdatenschützerin Schleswig Holsteins zur E-Rezept-Weiterleitung hatte Fragen zur gesamten Einführung des neuen Verordnungssystems aufgeworfen. Gegenüber der PZ stellt der Bundesbeauftragte für Datenschutz klar, dass auf Bundesebene keine weiteren Prüfungen laufen und auch das Pilotprojekt in Westfalen-Lippe nicht bedroht sei. Auch Plattformbetreiber und Versender sehen keine Datenschutz-Probleme.

E-Rezept-Enthusiasten bieten Förderprogramm an

Aus Sicht der E-Rezept-Enthusiasten braucht es zum Start des E-Rezepts vor allem eines: Vertrauen und Unterstützung. Der Verein hat ein Förderprogramm aufgelegt, mit dem er die Einführung elektronischer Verordnungen in Deutschland vorantreiben will. Seit der Gründung des Vereins am 10. Mai seien in ganz Deutschland bereits knapp 190.000 E-Rezepte eingelöst worden. Die Fördersumme in Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Schleswig-Holstein sei bereits ausgeschöpft worden. »Deshalb arbeiten wir gerade massiv daran, den Fördertopf speziell für Westfalen-Lippe noch einmal zu erhöhen«, sagte Ralf König, 1. Vorsitzender des Vereins. Auch das Konzept der Praxistage solle ausgebaut werden.

Noventi begleitet den Start der E-Rezept-Einführung mit einer nationalen Marketing-Kampagne, mit der sich das Unternehmen nach eigener Aussage für die inhabergeführten Vor-Ort-Apotheken einsetzt. Damit möchte der Gesundheitsanbieter zudem darauf aufmerksam machen, dass von E-Rezepten künftig vor allem ausländische Konzerne profitieren könnten. »Im Sinne des deutschen Gesundheitssystems und der Patienten sollten wir unbedingt verhindern, dass Verordnungen künftig in erster Linie bei ausländischen Versandhändlern eingelöst werden und inhabergeführte Apotheken in die Röhre schauen«, sagte der Noventi-Vorstandsvorsitzende Hermann Sommer.

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