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Apotheken-Stärkungsgesetz

Doc Morris droht mit Klage

Der niederländische Versandhändler Doc Morris droht mit einer Klage, sollte die von der Bundesregierung geplante Apothekenreform in ihrer jetzigen Form Gesetz werden. Gleichzeitig will das Unternehmen mehr lokale Apotheken als Partner gewinnen.
PZ/dpa
05.08.2019  09:44 Uhr

«Wir würden alle unsere rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen», sagte Doc Morris-Chef Olaf Heinrich der dpa. Aus seiner Sicht verstößt das Gesetzesvorhaben gegen Europarecht. «Die Bundesregierung würde damit ein ähnliches Desaster erleben wie mit der Pkw-Maut.» Heinrich rechnet aber ohnehin damit, dass die Bundesregierung die Bewertung durch die EU-Kommission abwartet und dann noch einlenkt: «Das Gesetz wird so nicht kommen, denn es ist offensichtlich, dass es europarechtswidrig ist.» Das sehen aber bei Weitem nicht alle Juristen so.

Das Bundeskabinett brachte Mitte Juli ein Gesetzespaket auf den Weg, mit dem Apotheken vor Ort mit der ausländischen Konkurrenz im Internet gleich gestellt und gestärkt werden sollen. Patienten würden so vor Diskriminierung geschützt, betont unter anderem die ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. Apotheken aus dem EU-Ausland dürfen dem Vorhaben zufolge keine Rabatte mehr anbieten für verschreibungspflichtige Medikamente, sondern sie müssen sich wie alle inländischen Vorort- und Versandapotheken an Festpreise halten. Dies wäre ein Rückschlag für Doc Morris, das seinen Kunden in Deutschland bisher einen Bonus von 2,50 Euro pro Arzneimittel auf dem Rezept gewährt. Ein ähnliches Geschäftsmodell hat die ebenfalls in den Niederlanden angesiedelte «Shop Apotheke».

Doc Morris gehört zum Schweizer Handelskonzern Zur Rose. Die Tochterfirma sitzt im niederländischen Heerlen direkt hinter der Grenze unweit von Aachen. Das Unternehmen mit etwa 600 Mitarbeiter machte 2017 einen Umsatz von 370 Millionen Euro und damit 39 Millionen Euro mehr als ein Jahr zuvor. Seit 2018 werden keine Firmenzahlen mehr kommuniziert, seither fließt Doc Morris ins Deutschland-Geschäft von Zur Rose ein. Der Deutschland-Umsatz von Zur Rose lag 2018 bei 671 Millionen Euro, knapp 39 Prozent über dem Vorjahreswert – der größte Teil entfiel auf Doc Morris.

Nur ein »Taschenspielertrick«?

Der Firma kam 2016 ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) zugute, das die Preisbindung bei verschreibungspflichtigen Medikamenten bei grenzüberschreitendem Warenverkehr in der EU gekippt hat. Allerdings bezog sich der EuGH hierbei auf das Arzneimittelrecht. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) will Rx-Medikamente für Versicherte der Krankenkassen nun aber in die Sozialgesetzgebung verschieben, wo aus Sicht des BMG eine nationale Regelung trotz des EuGH-Urteils möglich sei. Dies hält Doc-Morris-Chef Heinrich für einen «Taschenspielertrick».

Durch die Gesetzesänderung dürfte Doc Morris gesetzlich Versicherten und damit etwa 90 Prozent aller Versicherten in Deutschland auf Rx-Präparate keinen Bonus mehr anbieten. Der Rx-Markt ist für Doc Morris aber mittlerweile sehr wichtig: 2017 machte es knapp zwei Drittel seiner Umsätze damit. Die Rezeptboni sind laut dem EuGH nötig, um den Wettbewerbsnachteil – die Distanz zum Kunden – ausgleichen zu können im Vergleich zur stationären Konkurrenz, hieß es damals in der Urteilsbegründung des EuGH, denn die Apotheke vor Ort punkten mit Beratung und Schnelligkeit.

Doc Morris will mehr Apotheken als Partner gewinnen

Mit der Gesetzesänderung wolle das Bundesgesundheitsministerium eine «Schutzmauer» für deutsche Apotheker bauen, die mehr Wettbewerb behindern würde, sagt Heinrich. Ungeachtet des Ärgers über das Gesetzesvorhaben bewertet der Manager die Aussichten positiv. Doc Morris wird zwar auch künftig keine eigenen Apotheken betreiben in Deutschland – dies ist nur Pharmazeuten möglich und keinen Kapitalgesellschaften. Die niederländische Firma peilt aber eine enge Kooperation mit lokalen Apothekern an. Hier würde Doc Morris eine Internet-Plattform anbieten, auf der ortsansässigen Apotheker eigene Angebote einstellen könnten.

Nach Ansicht von Heinrich müssten Online-Handel und stationäre Pharmazeuten enger vernetzt sein. So sollten Patienten Medikamente künftig online bestellen und dann festlegen können, in welcher stationären Apotheke sie das Präparat noch am selben Tag mitnehmen oder ob sie es über den Versandweg beziehen wollen. Zudem könnte so eine Plattform Apothekern mehr Daten als bisher liefern.

Auf die Frage, ob in der deutschen Apothekerschaft sich überhaupt Partner melden würden für die Kooperation, sagte Heinrich: «Die Bereitschaft ist da. Der Branche ist klar, dass sie im Zuge der Digitalisierung und veränderter Kundengewohnheiten vor großen Herausforderungen steht.» 

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