Diese Symptome sprechen für Keuchhusten |
Im Erwachsenenalter äußert sich Keuchhusten oft lediglich als hartnäckiger, über Wochen andauernder Husten. / Foto: Getty Images/BSIP
Der Keuchhusten hat seinen Namen vom typischen Keuchen, mit dem Patienten nach einer Hustenattacke nach Luft ringen. Mediziner sprechen von inspiratorischem Stridor. Der anfallsartige sogenannte Stakkatohusten ist meist so heftig, dass der Patient sich anschließend übergeben muss. Diese typischen Symptome treten jedoch laut Robert-Koch-Institut (RKI) erst eine bis zwei Wochen nach der Infektion mit dem Erreger Bordetella pertussis auf, im sogenannten Stadium convulsivum. Voraus geht das Stadium catarrhale mit erkältungsähnlichen Symptomen wie Schnupfen und leichtem Husten, aber ohne Fieber. Im Stadium decrementi schließlich klingen die Hustenanfälle allmählich ab. Alles in allem kann eine Keuchhusten-Infektion mehrere Wochen bis Monate dauern.
Wie das RKI betont, können diese klassischen Symptome bei Jugendlichen und Erwachsenen, aber auch bei geimpften Kindern fehlen. Der Keuchhusten verläuft bei ihnen häufig lediglich als lang andauernder Husten. Auch bei Säuglingen finde man oft untypische Krankheitsverläufe: Sie hätten bei einer Keuchhusten-Infektion nicht selten einen Atemstillstand. Da Säuglinge auch das höchste Risiko für schwerwiegende Komplikationen haben, betreffe ein hoher Anteil aller Krankenhausbehandlungen und fast alle Todesfälle junge, ungeimpfte Säuglinge unter sechs Monaten.
Laut der Leitlinie »Husten« der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) stellt die Gabe von Azithromycin über drei oder fünf Tage oder Clarithromycin über sieben Tage die Standardtherapie dar. Die Antibiotika-Gabe nützt dabei anderen mehr als dem Patienten selbst, denn nur bei frühzeitiger Therapie im Stadium catarrhale wirken die Antiinfektiva krankheitsverkürzend oder symptomlindernd – und zu diesem Zeitpunkt ist die Pertussis-Infektion oft noch nicht als solche zu erkennen.
Antibiotika verkürzen jedoch die Dauer der Ansteckungsfähigkeit, die nach Einsetzen des Stadium convulsivum noch bis zu drei Wochen dauern kann, auf etwa fünf Tage nach Beginn der Therapie. Da Ärzte bei Patienten mit Husten ihre Therapieentscheidung meist schon vor dem Vorliegen von Laborergebnissen fällen müssen, ist die Definition klinischer Erkennungsmerkmale wichtig.
Wissenschaftler um Dr. Abigail Moore von der Universität Oxford beschreiben jetzt im Fachjournal »Chest« solche Ein- beziehungsweise Ausschlusskriterien. Demnach sollten Ärzte bei erwachsenen Patienten, die sich mit akutem, also maximal drei Wochen andauerndem, oder subakutem Husten (drei bis acht Wochen) präsentieren, gezielt nach folgenden Symptomen forschen: anfallsartiger Husten, Erbrechen nach der Hustenattacke, inspiratorischer Stridor und Fieber. Erbrechen oder Stridor sprechen demnach für eine Pertussis-Infektion, Fieber oder nicht anfallsartiger Husten eher dagegen. Auch bei Kindern mit akutem, also maximal vier Wochen dauerndem Husten deute Erbrechen auf eine Keuchhusten-Infektion hin, sei aber ein weniger spezifisches Zeichen als bei Erwachsenen.
Ob diese Empfehlungen Ärzten die Entscheidung in der Praxis erleichtern werden, ist jedoch fraglich. Denn Erbrechen und Stridor gehören ja gerade zu den klassischen Keuchhusten-Symptomen, die Ärzte sicher erkennen, die aber bei Erwachsenen eben oft fehlen. Da weder eine durchgemachte Erkrankung noch die Impfung einen lebenslangen Schutz vor Keuchhusten bieten, wird man auch künftig bei Erwachsenen mit lang andauerndem, unspezifischem Husten an eine Pertussis-Infektion denken müssen.