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Vitamin-D-Substitution

Die Zukunft ist individuell

Zu Vitamin D existieren inzwischen so viele Studien, dass es Reviews der Metaanalysen braucht, um die Lage zu überblicken. Was die Forschung an diesem Hormon so schwierig macht, erläuterte Professor Dr. Dieter Steinhilber von der Goethe-Universität in Frankfurt am Main beim Fortbildungskongress Pharmacon in Meran.
Christina Müller
03.06.2019  14:10 Uhr

Vitamin D ist eine rätselhafte Substanz: Obwohl ein Mangel nachweislich mit einer Vielzahl von Krankheiten assoziiert ist, konnten Wissenschaftler bisher nicht belegen, dass die Substitution die Entstehung von Krebs, Herzleiden und Co. verhindert. Selbst die S3-Leitlinie zur Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose stufe einen niedrigen Vitamin-D-Spiegel nicht als Risikofaktor für Frakturen ein, berichtete Steinhilber. Die Autoren stellten eher auf die Zufuhr von Calcium ab, für dessen Resorption das Hormon von Bedeutung ist. Die Empfehlung lautet daher, Vitamin D nicht isoliert einzunehmen, sondern stets als Kombinationspräparat mit Calcium.

Lediglich einige wenige Bevölkerungsgruppen profitieren nachweislich von der zusätzlichen Einnahme von Vitamin D. Dazu zählen etwa vollverschleierte Frauen, dunkelhäutige Menschen in nördlichen Breitengraden und Pflegebedürftige, die selten Zeit im Freien verbringen. »Den Großteil des Vitamin D machen wir selbst«, sagte Steinhilber. Dazu reduziert zunächst ein Leberenzym Cholesterol zu 7-Dehydrocholesterol, das wiederum in der Haut unter Sonneneinwirkung zu Vitamin D umgewandelt werden muss. Mangelt es an Sonnenlicht, gerät dieser Prozess ins Stocken.

Rachitisprophylaxe bei Säuglingen

Daraus ergibt sich Steinhilber zufolge auch die Empfehlung, Säuglinge zur Rachitis-Prophylaxe mit Vitamin D zu versorgen. Denn in den ersten Lebensmonaten sollten Kinder generell die Sonne meiden. »Sobald die Kinder regelmäßig draußen spielen, brauchen sie keine Substitution mehr«, informierte er. »Die Synthesekapazitäten sind von Geburt an voll ausgeprägt.« Für Veganer und Patienten mit chronischen Leber- und Nierenerkrankungen sei die Zufuhr von Vitamin D ebenfalls wichtig, weil sich Vorstufen vor allem in tierischen Produkten wie Fisch und Vollmilch finden und diese in Leber und Niere noch enzymatisch aktiviert werden müssen.

Weshalb viele Menschen von der Einnahme von Vitamin D nicht profitieren, hat laut Steinhilber zwei Gründe: Zum einen speichert die Leber relativ große Mengen der inaktiven Vorstufe, die bei Bedarf aktiviert wird. Diese Vorstufe, die auch Cholecalciferol heißt, wird als Vitamin D3 definiert – es handelt sich also um ein Prohormon, das CYP-Enzyme in die Wirkform Calcitriol umwandeln. Erst wenn die Speicherkapazitäten der Leber ausgelastet sind, wirkt sich die Substitution von Vitamin D tatsächlich auf den Blutspiegel aus.

Individuelle Dosisanpassung

Zum anderen gelang es Forschern kürzlich nachzuweisen, dass die Wirkung von Calcitriol von sehr vielen verschiedenen Genen abhängt. Dazu nutzten sie die sogenannte Chromatin-Immunpräzipiation (ChIP), ein experimentelles Verfahren zur Bestimmung von Protein-DNA-Interaktionen. Mithilfe dieser Methode lässt sich herausfinden, ob bestimmte Proteine mit spezifischen Genregionen assoziiert sind. Individuelle genetische Variationen machen es unmöglich, eine universelle Dosisempfehlung zu etablieren, so Steinhilber. »Die Patienten reagieren völlig unterschiedlich auf die Substitution.«

Aus der Sicht des Experten gilt es künftig, je nach Ansprechen für jeden Anwender die persönlich geeignete Dosis zu finden. Derzeit arbeiteten Wissenschaftler an einem sogenannten Vitamin-D-Response-Index, der eine patientenindividuelle Dosisoptimierung ermöglichen soll. Dazu verabreichen sie Freiwilligen einmalig 20.000 Internationale Einheiten und kontrollieren, wie sie darauf reagieren. Die Forschung stecke jedoch noch in den Kinderschuhen, betonte Steinhilber. Bis zum routinemäßigen Einsatz des Index sei es noch ein weiter Weg.

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