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Alkoholsucht

Die Rolle des Darmmikrobioms

Alkohol ist ein Zellgift und kann bei einem Übergebrauch den gesamten Gastrointestinaltrakt schädigen – inklusive des Darmmikrobioms. Gerade Störungen der Mikrobiota scheinen eine wichtige Rolle für Organschäden zu spielen und das Trinkverhalten zu stabilisieren.
AutorKontaktChristina Hohmann-Jeddi
Datum 15.06.2022  09:00 Uhr

Manche Bakterien mögen Alkohol

Wie sieht diese Veränderung der Darmmikrobiota aus? Durch Alkoholmissbrauch komme es zum einen zu einer bakteriellen Überwucherung des Dünndarms (Small Intestine Bacterial Overgrowth, SIBO), zum anderen zu einer veränderten Zusammensetzung der Bakterien im Kolon. So seien zum Beispiel Bacteroides-Arten reduziert und die Zahlen von Proteobakterien sowie Fusobakterien erhöht, berichtete Hardenberg.

»Offenbar fühlen sich Proteobakterien und Fusobakterien in einem Milieu, in dem Alkohol vorhanden ist, wohler«, so der Referent. Diese Keime, die Ethanol als Stoffwechselsubstrat benötigten, hielten zudem den Ethanolspiegel im Inneren des Darms erhöht – auch um andere Arten, die mit Ethanol nicht zurechtkommen, in Schach halten zu können, wie Vassallo und Kollegen berichteten. Laut Hardenberg kommt es schon recht früh, nämlich schon nach etwa einer Woche erhöhten Alkoholkonsums, zu einer Dysbiose. Sie bleibe auch nach mehreren Wochen der Abstinenz noch nachweisbar.

Auswirkungen auf die Psyche

Die Veränderung des Mikrobioms mit ihren genannten Folgen korreliere mit psychischen Faktoren wie Angst, Depression und Craving, sagte Hardenberg. Insgesamt beeinflusse sie den psychologischen Status und die kognitiven Fähigkeiten des Trinkenden und stabilisiere letztlich dessen Trinkverhalten. Ein Erklärungsversuch hierfür ist die sogenannte »Sickness Behavior Theory«, wie Dr. Sophie Leclerq und Kollegen von der Université catholique de Louvain in Brüssel 2017 im Journal »Translational Psychiatry« berichteten.

Demnach induziert übermäßiger Alkoholkonsum eine chronische Inflammation in der Peripherie, bei der Entzündungsbotenstoffe wie Zytokine ausgeschüttet werden, die auch in das Gehirn gelangen und dort eine Neuroinflammation verursachen. Diese führe letztlich wie eine schwere Infektion zu den charakteristischen Krankheitszeichen wie Müdigkeit, Desinteresse, Konzentrationsschwierigkeiten und Rückzug. »Dadurch wird letztlich auch das Trinkverhalten aufrechterhalten«, sagte Hardenberg. »Um die schlechte Stimmung nicht zu spüren, trinkst du weiter.«

Es gebe inzwischen erste therapeutische Ansätze, über eine Wiederherstellung der gesunden Darmflora die Alkoholerkrankung zu behandeln. Hier kämen etwa faserreiche Ernährung, Probiotika wie Laktobazillen, Präbiotika und Antibiotika (vor allem Rifaximin) zum Einsatz; auch an Stuhltransplantationen wird geforscht. »Humanstudien, die untersuchen, ob über die Modulation des Darmmikrobioms ein besseres Outcome für alkoholkranke Patienten zu erreichen ist, laufen derzeit im großen Stil«, sagte Hardenberg. Die Ergebnisse stünden noch aus. Erst in einigen Jahren werde man mehr wissen, welchen Stellenwert etwa Probiotika in der Therapie der Alkoholsucht hätten.

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