| Daniela Hüttemann |
| 20.02.2024 09:00 Uhr |
Diese Hinweise gehören ebenso auf den Merkzettel wie präzise Angaben zur Einnahme der oralen Krebsmedikamente. »Vor« oder »nach dem Essen« sind zu ungenau. »Fragen Sie den Patienten, wann seine üblichen Esszeiten sind und machen Sie ihm dann konkrete Angaben, und zwar schriftlich«, riet Dartsch und hatte ein Beispiel, das gleich auch eine mögliche Interaktion enthielt. Dabei ging es um Refluxbeschwerden, die so störend waren, dass der Patient nicht auf eine säurehemmende Therapie verzichten wollte.
Protonenpumpeninhibitoren wie Omeprazol sollten grundsätzlich unter oraler Krebstherapie vermieden werden, da sich Interaktionen zeitlich nicht umgehen lassen und die PPI den Magen-pH-Wert so stark steigen lassen, dass die Freisetzung des Krebsmedikaments stark beeinflusst werden kann, was vor allem einige Tyrosinkinase-Inhibitoren betrifft. »Wenn der PPI wirklich absolut unverzichtbar ist, dann sollte er gleichzeitig mit dem Tyrosinkinase-Hemmer und mit Cola eingenommen werden«, so Dartsch. »Wir müssen dem Patienten immer Brücken bauen, weil sonst die Gefahr besteht, dass er bei der lebenswichtigen Krebstherapie inadhärent wird.«
Auch H2-Antihistaminika und die klassischen Antazida können die Wirkung der Krebstherapie beeinflussen. Im konkreten Beispiel sollte der Patient Erlotinib und Famotidin einnehmen. Er gab an, normalerweise um 08:00 Uhr zu frühstücken. Dann sollte er das Erlotinib um 07:00 einnehmen und hat für das Famotidin einen Zeitrahmen zwischen 09:00 und 21:00 Uhr. Denn zum einen sollte Erlotinib entweder eine Stunde vor dem Essen oder frühestens zwei Stunden danach eingenommen werden. Zum anderen sollte Erlotinib zwei Stunden vor Famotidin oder frühestens zehn Stunden danach eingenommen werden. Daraus ergibt sich das oben genannte Fenster.
Mit einem Tool der (kostenpflichtigen) Zytoralia-Datenbank lassen sich solche zeitlich exakten Medikationspläne für die Krebsmedikamente erstellen, die auch mögliche Therapiepausen berücksichtigen, zum Beispiel wenn das Einnahmeintervall über fünf Tage die tägliche Einnahme vorsieht und dann zwei Tage Therapiepause. Hier bietet sich an, dem Wochenrhythmus gemäß montags mit der Einnahme zu beginnen. Auf dem Medikationsplan der Zytoralia-Datenbank der DGOP lassen sich die einzelnen Einnahmezeitpunkte abhaken. Zudem kann der Patient anhand einer Smiley-Skala seinen Allgemeinzustand und Nebenwirkungen beurteilen. Der Patient brauche zudem vorab eine Handlungsanweisung, was er tun muss, wenn er eine Einnahme vergisst oder erbricht, erinnerte Dartsch.