Die Krebsdiagnose besser verstehen |
Daniela Hüttemann |
01.03.2024 16:30 Uhr |
Nach Typing, Grading und Staging wird das Therapieziel festgelegt, bevor über die dafür am besten geeignete Therapieform entschieden wird. Man unterscheidet zwischen kurativer, adjuvanter, neoadjuvanter, additiver, palliativer und supportiver Therapie.
Die kurative Therapie hat eine Heilung im Sinne einer dauerhaften Tumorfreiheit als Ziel. Das kann mitunter durch Operation, Bestrahlung und Medikamente (oft in Kombination) erreicht werden. Ziel einer adjuvanten (»helfenden«) Therapie ist die Reduktion des Rezidivrisikos. Sie wird beispielsweise häufig bei Brust-, Lungen- und fortgeschrittenem Darmkrebs angewendet. »Auch hier ist man bereit, gewisse Toxizitätsrisiken einzugehen«, so Barth. »Denn wenn der Tumor zurückkommt, hat man meist keine Chance mehr.«
Eine neoadjuvante Therapie wird vor Operationen eingesetzt, um die Tumorlast vor dem Eingriff zu senken (»Down Staging«) oder einen Tumor überhaupt erst operabel zu machen. Unter einer additiven (ergänzenden Therapie) versteht man alle medikamentösen oder radiotherapeutischen Maßnahmen nach einer inkompletten chirurgischen Resektion, also Entfernung des Tumors.
Ziele einer palliativen Therapie sind die Verlängerung der Überlebenszeit bei nicht heilbaren Erkrankungen und die Linderung tumorbedingter Symptome. Entscheidend sei dabei die Lebensqualität des Patienten, betonte der Apotheker. Um Nebenwirkungen zu vermeiden, wird nicht so intensiv behandelt wie bei einem adjuvanten, neoadjuvanten oder kurativen Ansatz. »Hier wird sehr individuell behandelt und die Bedürfnisse des Patienten stehen im Vordergrund«, so Barth.
Unter einer supportiven (unterstützenden) Therapie versteht man alle Maßnahmen, die nicht direkt den Tumor bekämpfen, zum Beispiel eine parenterale Ernährung bei Tumorkachexie oder die Vorbeugung und Behandlung von Nebenwirkungen der Antitumortherapie. Hier alle Möglichkeiten auszuschöpfen, nennt man »Best Supportive Care«.
Der Einsatz der verschiedenen Medikamente ist durch die zugelassenen Indikationen und durch Leitlinien geregelt. Die erste Behandlung nach Diagnosestellung wird Erstlinientherapie genannt. Innerhalb dieser kann es verschiedene Mittel der ersten, zweiten Wahl et cetera geben. Die neoadjuvante Therapie wird nicht als Erstlinientherapie bezeichnet.
»Muss der Wirkstoff aufgrund von Unverträglichkeit gewechselt werden, spricht man immer noch von Erstlinientherapie«, betonte Barth. Erst wenn eine Remission erreicht war und dann ein Rezidiv auftritt oder ein Tumor unter laufender Therapie weiterwächst oder metastasiert und daraufhin die Therapie umgestellt wird, spricht man von Zweitlinientherapie. Diese Unterscheidung sei wichtig für eine zulassungskonforme oder leitliniengerechte Behandlung. Dabei kann eine leitliniengerechte Therapie unter Umständen auch einen Off-Label-Einsatz erfordern.
Wie aggressiv therapiert wird, hängt unter anderem vom Therapieziel, vom Alter und von der Konstitution des Patienten ab, aber auch von seinen Wünschen. / Foto: Getty Images/Justin Paget