Pharmazeutische Zeitung online
Kunst und Psyche

Die Krankheit im Bild

Viele berühmte Gemälde spiegeln die psychische Verfassung des Künstlers und dessen Umgang mit Krankheiten wider. Mehrere Beiträge in der medizinischen Fachzeitschrift »Jama Psychiatry« der American Medical Association (AMA) haben diesen Zusammenhang beleuchtet und eröffnen neue Blickwinkel auf alte Werke.
Jennifer Evans
12.04.2020  09:00 Uhr

Kunst gilt als kreativer Ausdruck des Geistes. Oft erlauben die Werke dem Betrachter auch einen Blick in die Seele des Künstlers. So verraten einige weltbekannte Gemälde, mit welchen Krankheiten, Traumata oder psychischen Schwierigkeiten sich ihr Schöpfer während seines Lebens auseinandersetzen musste. Eine Essay-Reihe, die in der »Jama Psychiatry« erschienen ist, hat sich mit diesem Thema befasst. Autor dieser Beiträge, die ganz verschiedene Kunstwerke unter anderem aus der Zeit der Klassischen Moderne unter die Lupe nehmen, ist James C. Harris. Er ist Professor für Psychiatrie und Verhaltenswissenschaften an der US-amerikanischen Johns Hopkins University School of Medicine in Baltimore.

Therapie gegen den Wahn

Einen farbenfrohen Ausdruck der Gemütslage von Vincent van Gogh (1853-1890) stellt das expressionistische Werk »Sternennacht« von 1889 dar. Das Gemälde entstand in einem Hospital, in dem er aufgrund seiner instabilen seelischen Verfassung längere Zeit verbringen musste. Grund für den stationären Aufenthalt war unter anderem jene Nacht, in der er sich einen Teil seines linken Ohrs abschnitt. Aufzeichnungen bestätigen, dass einige Einwohner im südfranzösischen Arles, wo van Gogh lebte, das unberechenbare Verhalten des Künstlers fürchteten.

Trotz des »Tumults pulsierender Weiß-, Orange- und Blautöne« der »Sternennacht« strahle das Bild eine starke Ruhe aus, schreibt Harris in seinem Essay. Die wolkenartigen Darstellungen am belebten Himmel würden die urbildliche Form eines Mandalas einnehmen. Dieses symmetrische, auf einen Mittelpunkt hin orientierte Ornament taucht Harris zufolge oft auf, wenn psychologische Konflikte wieder in Balance gekommen sind.

Wissenschaftler sind sich einig, dass der niederländische Maler Zeit seines Lebens unter Temporallappen-Epilepsie, Verlustängsten und vermutlich sogar einer bipolaren Störung litt. Auch soll er zeitweise Symptome einer Porphyrie gezeigt haben. Diese seltene Stoffwechselerkrankung, die mit einer gestörten Bildung des roten Blutfarbstoffes Häm einhergeht, kann unter anderem kolikartige Bauchschmerzen hervorrufen. Entsprechende Attacken seien durch seine schlechte Ernährung und den regelmäßigen Gebrauch von Absinth, Terpentinöl, Brandy und Kampfer begünstigt worden, heißt es. Ein Inhaltsstoff von Absinth ist Alpha-Thujon. Es hemmt den Gamma-Aminobuttersäure Typ A (GABAA) Rezeptor, der wiederum inhibitorisch auf Nervenzellen und die Reizweiterleitung wirkt. 

Vor diesem Hintergrund verändert sich in Harris‘ Augen der Blick auf die »Sternennacht«. Auch wenn sich die Turbulenzen der Krankheiten zwar in der wallenden Linienführung und dem ungestümen Himmel des Bildes wiederfänden, so habe van Gogh doch seine innere Unruhe in eine Komposition überführt, in der nach dem Klinikaufenthalt eine neuentdeckte Stabilität zum Ausdruck komme, schreibt er. Gleichzeitig sei aber  auch eine gewisse Unsicherheit erkennbar: an der Zypresse am linken Bildrand, die den Tod symbolisiere. 

Als van Gogh ein Jahr später tatsächlich starb, zierte ebenfalls ein Zypressengewächs sein Grab, nämlich eine Thuja occidentalis oder auch abendländischer Lebensbaum genannt. Ironischerweise gelte diese Pflanze als Quelle der Alpha-Thujone, so Harris.

Harris bezeichnet bei van Gogh den Akt des Schaffens als eine Therapie und einen Zufluchtsort nach psychotischen Episoden. Daher erzählten viele seiner Werke von wiedererlangter Stärke. Kurz vor seinem Tod schrieb van Gogh, dass er die Konzentration auf die Wahrheit in seiner Kunst immer als Heilmittel begriffen habe, die ihm »im Kampf gegen beunruhigende Krankheiten« geholfen habe.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa