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Welttoilettentag
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Die Historie des stillen Örtchens

Das Klo ist nicht nur ein Ort der Notdurft, sondern erzählt auch die Geschichte der Zivilisation – von der Schaufel zur nachhaltigen Hightech-Lösung. Doch noch immer haben Milliarden von Menschen keinen Zugang zu sicheren Toiletten, was Krankheiten und Armut verstärkt. Der Welttoilettentag macht auf die globale Ungleichheit in puncto Hygiene aufmerksam.
AutorKontaktPZ
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Datum 19.11.2025  12:00 Uhr

Wenn es dringend wird, ist sie plötzlich das Wichtigste der Welt: die Toilette. Ob als einfache Schaufel im Freien, hölzerner Donnerbalken oder hochmodernes Keramikwunder mit Dusch- und Trocknungsfunktion – die Menschheit hat im Lauf der Geschichte viele Lösungen gefunden, um sich Erleichterung zu verschaffen. Eine Notwendigkeit, die alle verbindet, quer durch Jahrtausende und Kontinente. Was für viele selbstverständlich ist, bleibt aber für Milliarden Menschen bis heute unerreichbar.

Der jährlich am 19. November begangene Welttoilettentag erinnert daran, dass rund 3,4 Milliarden Menschen weltweit keinen Zugang zu sogenannten »safely managed sanitation services« haben – also Toiletten, die nicht mit anderen Haushalten geteilt werden und deren Abwasser sicher entsorgt wird, so dass Gesundheit, Würde und Sicherheit gewährleistet sind. 354 Millionen Menschen müssen ihr Geschäft laut Weltgesundheitsorganisation WHO noch immer im Freien verrichten.

»Wir brauchen Toiletten für alle, überall«, schrieben die Vereinten Nationen in einer Mitteilung. »Egal, wie sich die Welt verändert, manche Dinge bleiben unverändert – unser Bedürfnis nach Toiletten gehört dazu.«

Klo – ein Spiegel der Kultur

Damit erinnert der Welttoilettentag auch daran, dass der Anfang der Toilettengeschichte vielerorts bis heute fortgeschrieben wird: eine Schaufel, ein Fleck Erde – und sonst nichts. Schon in der Frühzeit der Menschheit war das die gängigste Lösung. Ob auf Wanderzügen, beim Hüten von Tieren oder am Rand kleiner Siedlungen – die Schaufel gehörte im Alltag dazu wie der Wasserkrug oder das Feuerholz. Auch viele Armeen gruben über die Jahrhunderte Latrinen aus, oft mit Spaten und einfachsten Mitteln. Schnell, funktional und mit möglichst wenig Geruch.

Speziell die alten Römer zeigten aber, dass man aus der Not auch eine Tugend machen kann: In öffentlichen Latrinen saß man damals – in praktische Togas gehüllt – Schulter an Schulter, ganz ohne Trennwand. Unter den Sitzen plätscherte Wasser, das die Hinterlassenschaften davontrug.

Statt Toilettenpapier kam ein Schwamm am Stiel zum Einsatz, »tersorium« genannt, wie die Anthropologin Ann Olga Koloski-Ostrow in einem Bericht des »Smithonian Magazine« erläuterte. Hygiene war das nicht im modernen Sinne – aber gesellig war es allemal. »Man kann viel über eine Kultur erfahren, wenn man sich anschaut, wie sie ihre Toiletten benutzte«, betonte Koloski-Ostrow.

Geschäft im freien Fall

Im europäischen Mittelalter wurde das Geschäft zur Mutprobe: In den Städten verwendeten viele Menschen Nachttöpfe. Die Straßen hatten offene Abflüsse – Kanäle, die die Straßen entlangführten. Der Inhalt des Töpfchens wurde einfach aus dem Fenster gekippt. Nicht selten erschallte dabei der französische Ausruf »Garde à l'eau!« (Achtung, Wasser!). Wer unten vorbeilief, riskierte eine unliebsame Dusche – oder Schlimmeres.

In Burgen oder Klöstern gab es hingegen Klos in Form von Erkern. Auch hier fiel das Geschäft meist einfach umstandslos von oben in die Burggräben.

Ein Meilenstein war dann die Spültoilette: John Harington, Patenkind von Königin Elizabeth I., soll 1596 ein Wasserklosett erfunden haben – doch das Gerät blieb zunächst ein Kuriosum. Erst mit der Industrialisierung und dem Bau moderner Kanalisationen im 19. Jahrhundert trat das »Water Closet« seinen Siegeszug an. Damit wurde die Toilette – samt Siphon zur Geruchsvermeidung – nicht nur bequemer, sondern auch ein wichtiger Verbündeter der öffentlichen Gesundheit.

Im viktorianischen Zeitalter war das Badezimmer dann plötzlich schick – zumindest bei den Reichen: Hübsch verzierte Porzellanschüsseln zeigten Geschmack und Fortschritt. Wer etwas auf sich hielt, ließ sich ein besonders elegantes Modell einbauen – das stille Örtchen wurde repräsentativ.

Beheizte Sitze und Geruchsabsaugung

Heute ist die Toilette in manchen Teilen der Welt längst Hightech. Vor allem in Japan: beheizte Sitze, Düsen für die perfekte Reinigung, ein sanfter Luftstrom zum Trocknen, automatische Deckel, die sich wie von Zauberhand selbständig öffnen und schließen, und musikalische Untermalung gehören zum Standard. Parallel gewinnt Nachhaltigkeit an Bedeutung: Komposttoiletten und Modelle mit Wasser-Recycling gelten als Zukunftslösungen für eine wachsende Weltbevölkerung.

Doch während ultramoderne Toiletten mit Sitzheizung, integrierter Bidet-Funktion und Geruchsabsaugung in reicheren Nationen immer populärer werden, bleibt die Wirklichkeit anderswo dramatisch: Unsichere Sanitär- und Hygienesituationen sind mitverantwortlich für Krankheiten wie Durchfall, Cholera und Typhus – besonders bei Kindern.

3 Milliarden Menschen ohne sichere Toiletten

So sterben laut aktuellen Zahlen der WHO täglich rund 1000 Kinder unter fünf Jahren an Krankheiten, die auf eine unzureichende Sanitärversorgung, unsicheres Wasser und mangelnde Hygiene zurückgehen. Bei der derzeitigen Fortschrittsrate werden laut UN im Jahr 2030 immer noch 3 Milliarden Menschen ohne sichere Toiletten leben.

Zahlen klingen immer trocken – doch ihre Folgen sind es nicht: Wenn kein sicherer Ort zum Verrichten der Notdurft vorhanden ist, steigt nicht nur das Risiko für Erkrankungen. Es hat auch etwas mit Menschenwürde zu tun. Von der Schaufel bis zum Spülknopf: Die Toilette ist ein Spiegel der Zivilisation. Sie erzählt eine Geschichte von Hygiene, Erfindergeist und Fortschritt – und einer Menschheit, in der Luxus und erschütternde Armut noch immer nebeneinander existieren.

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