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Spanische Grippe

Die fast vergessene Pandemie

Auf die Frage nach der größten Katastrophe des 20. Jahrhunderts lautet die Antwort meistens nicht: die Spanische Grippe. Das überrascht vor dem Hintergrund, dass der Epidemie vor hundert Jahren weltweit 50 bis 100 Millionen Menschen zum Opfer fielen und damit mehr Tote hinterließ, als die Schlachten des Ersten und Zweiten Weltkriegs zusammen.
AutorUlrike Abel-Wanek
Datum 27.09.2018  00:00 Uhr

Lungenpest

Kurz nach der Ansteckung mit den Influenza-Viren fühlten sich viele Patienten blitzartig elend und konnten sich kaum noch auf den Beinen halten. Die Spanische Grippe sei die größte Vernichtungswelle seit der Pest im Mittelalter, schreibt Spinney. Angesichts der heftigen Krankheitssymptome bezweifelten anfangs sogar einige Wissenschaftler, dass es sich bei der Spanischen Grippe um eine Influenza handelte und vermuteten eine Art von Lungenpest. Tatsächlich sind Lungenentzündungen die gefährlichste Komplikation bei Influenza-Erkrankungen. Sie waren es auch, die 1918/19 für die vielen tödlichen Verläufe der Krankheit verantwortlich waren.

Das Geheimnis der Viren als Erreger der Grippe war zu dieser Zeit noch nicht gelüftet. Erst mit Entdeckung der viralen Ätiologie der Influenza 1933 wurde klar: Es sind verschiedene Krankheitsvariationen, die bei einer Lungen-Komplikation heftigste Symptome verursachen können: die von den Grippeviren direkt hervorgerufene primäre Grippepneumonie und die von Streptokokken, Pneumokokken oder anderen Bakterien verursachte sekundäre Verlaufsform.

Noch zu Anfang des 20. Jahrhunderts geht das Gerücht um von einem »Influenza-Bakterium«. 1892, als die Russische Grippe in Europa grassiert, gibt der 33-jährige Bakteriologe Richard Pfeiffer, ehemaliger Assistent Robert Kochs, die Entdeckung des Grippeerregers »Haemophilus influenzae« bekannt. Sein Bazillus findet als Verursacher der Grippe sogar Eingang in die medizinischen Lehrwerke.

Gleich zu Beginn der Spanischen Grippe 1918 findet Pfeiffer die Bakterien auch bei einer Anzahl  kriegsgefangener Russen wieder. Viele Kollegen aus der Fachwelt blieben jedoch – mit Recht – weiterhin skeptisch, obwohl die Virushypothese noch völlig in der Luft hing. 

Chinin und Borsäure zur Therapie

Eine Schutzimpfung wie gegen die Pocken kennt man nicht, als 1918 die ersten Grippefälle bekannt werden. Zur medikamentösen Infektionsprävention wird von manchen Ärzten Chinin empfohlen. Fein pulverisierte Borsäure soll der Rachendesinfektion dienen, ebenso das Inhalieren von Eukalyptusöl, Kampfer oder Pfefferminz. Auch das Formaldehydpräparat Lysoform wird als wirksames Desinfizienz beworben. Alkoholische Getränke erfreuen sich zudem wachsender Beliebtheit gegen die Influenza – in England gibt es ab Dezember 1918 Whisky auf Rezept. Durchschlagende Erfolge bleiben aber aus.

Ohne Aussicht auf wirksame Therapien gegen die Spanische Grippe konzentrieren sich die Ärzte darauf, die Symptome der Kranken zu lindern. Vor allem die Aufrechterhaltung der Herz-Kreislauf-Funktionen bei den lebensgefährlichen Lungenentzündungen war eine Herausforderung. Zum Einsatz kamen unter anderem Digitalis, Adrenalin oder auch Koffein.

Codein und Opium-Extrakt sollten den quälenden Husten beruhigen, antipyretisch wirkende Stoffe das Fieber senken. Speziell Aspirin wurde zum Mittel der Wahl gegen die Spanische Grippe. Aspirin-Händler und Arzneimittelfälscher machten in der Zeit gute Geschäfte. Für eine Tablette Aspirin wurde in Wien 1918 eine Krone verlangt. Dafür bekam man nach amtlichen Preisen auch eineinhalb Kilo Kartoffeln oder hundert Gramm Speck.

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