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SARS-CoV-2-Antikörpertests

»Die Ergebnisse sind noch unzuverlässig«

Auf Antikörpertests ruhen in der Coronapandemie große Hoffnungen. Doch wie gut sind sie in der Praxis? Über die Funktionsweise der Systeme und ihre Tücken sprach die PZ mit dem Virologen und medizinischen Mikrobiologen Professor Dr. Heinz-Hubert Feucht vom AescuLabor in Hamburg.
AutorKontaktChristina Hohmann-Jeddi
Datum 11.08.2020  09:00 Uhr

Spike-Protein: naheliegend, aber nicht ideal

PZ: Woran könnte es Ihrer Meinung nach liegen, dass die Antikörpersuchtests noch so ungenau sind?

Feucht: Meiner Meinung nach könnte es an den für die Tests verwendeten Antigenen liegen. Die Herstellerfirmen standen unter großem Druck, schnell einen Test anbieten zu können, und wählten daher ein naheliegendes Antigen: das Spike-Protein auf der Oberfläche von SARS-CoV-2. Fast alle Tests arbeiten mit rekombinantem Spike-Protein, manche haben als zweites Antigen das Nukleokapsid-Protein verwendet. Die Tests finden also nur Antikörper gegen diese rekombinanten Proteine. Vielleicht bilden aber nicht alle Infizierten Antikörper gegen diese Antigene, sondern gegen andere.

PZ: Wie könnte man das herausbekommen?

Feucht: Bei der Entwicklung von Tests gegen HIV oder Hepatitis C ist man anders vorgegangen. Da hat man geschaut, mit welchen Antigenen – Struktur- und Nichtstrukturproteine – die Seren am besten reagieren und aufgrund der daraus gewonnenen Erfahrungen die am besten geeigneten Proteine eingesetzt. Bei Hepatitis C waren dies zum Beispiel nicht die Strukturproteine der Hülle, wie am Anfang vermutet, sondern Nichtstrukturproteine des Virus wie Helikasen und Proteasen, die am immunogensten waren. Meiner Ansicht nach wird man auch für SARS-CoV-2 sorgfältig prüfen müssen, welches die besten Proteine für einen verlässlichen Antikörpertest sind, auch wenn das in der Entwicklung natürlich deutlich länger dauert.

PZ: Als ein Problem bei der Genauigkeit gilt die Kreuzreaktivität mit anderen Coronaviren, vor allem den Erkältungscoronaviren. Wie schätzen Sie das ein?

Feucht: Unter einer Kreuzreaktivität versteht man, dass es aufgrund der engen Verwandtschaft von Erregern und damit häufig gekoppelt mit deren Proteinen zu falsch positiven Testergebnissen kommt. Bei SARS-CoV-2 sind dies beim Menschen die zwei Betacoronaviren OC43 und HKU1, nachdem SARS-CoV-1 lange nicht mehr in Erscheinung trat. Es gibt und gab viele falsch positive Ergebnisse insbesondere bei den SARS-CoV-2-IgA-Testsystemen. So werden zum Beispiel auch Blutproben aus dem vergangenen Jahr, also noch vor der Coronapandemie, positiv getestet. Meiner Meinung nach ist die Kreuzreaktivität bislang das geringste Problem, da die meist jungen, zwei bis sechs Jahre alten Personen, die mittels PCR in den Wintermonaten positiv für die endemischen Coronaviren OC43 oder HKU1 getestet worden sind, keine Serokonversion im SARS-CoV-2-Antikörpertest gezeigt haben.

»Solange wir diese Tests noch nicht haben, ist an verlässliche Aussagen zu einem eventuell bestehenden Immunschutz gegenüber SARS-CoV-2 nicht zu denken.«

PZ: Werden wir denn in der Zukunft verlässliche Antikörpertest zur Verfügung haben?

Feucht: Die Industrie wird uns nicht hängen lassen. Wir werden gute Tests bekommen, da bin ich mir ganz sicher. Dafür brauchen wir die am besten geeigneten Antigene. Wenn wir die haben, dann werden wir bei den Personen, die sich mit dem Erreger auseinandergesetzt haben, auch länger anhaltende Immunantworten nachweisen können. Solange wir diese Tests noch nicht haben, ist an verlässliche Aussagen zu einem eventuell bestehenden Immunschutz gegenüber SARS-CoV-2 nicht zu denken.

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