»Die Chance nutzen« |
17.09.2025 17:48 Uhr |
Viele Apotheker befürchten, es sich mit den Ärzten in der Umgebung zu »verscherzen«, wenn sie Impfungen anbieten. Heike Gnekow aus der Adler-Apotheke in Hamburg entkräftete diese Sorge: »Es gibt genug Impflücken für alle. Für die bleibt genug übrig.« Harbecke pflichtete bei, dass es ratsam sei, mit den Ärzten in einen Dialog zu gehen. Mittlerweile deligierten viele Fach- und Hausärzte Menschen, die sich impfen lassen wollen, direkt an die Apotheke. Zudem habe er selbst schon viele Ärzte des naheliegenden Klinikums geimpft – und diese seien begeistert gewesen, dass sie sich nach Feierabend noch in der Apotheke impfen lassen konnten.
Impfungen in der Apotheke seien wirksam und sicher, betonte Professor Dr. Uwe May von der May und Bauer GmbH bei einer von Pfizer ausgerichteten Veranstaltung. Dem konnte Dr. Björn Schittenhelm, Apotheker aus Holzgerlingen, nur zustimmen. Während der Pandemie habe er zusammen mit seinem Team insgesamt rund 250.000 Covid-19-Impfungen im Impfzentrum begleitet – und dabei sei nicht eine einzige wirkliche Komplikation aufgetreten.
Berufstätige und jüngere Menschen, die vielleicht gar keinen Hausarzt haben und die Impfung quasi »im Vorbeigehen« mitnehmen, sind dabei nicht die einzige Zielgruppe. Das betonte die Geschäftsführerin der BAGSO Service Gesellschaft, die sich für die Interessen älterer Menschen engagiert. Dr. Barbara Keck sagte, dass beispielsweise auch viele Menschen im Alter zwischen 60 und 70 Jahren nicht regelmäßig beim Arzt seien und vom Impfangebot in den Apotheken profitieren könnten. Ebenso Hochbetagte, die wenig mobil sind und deren Arztpraxis oft weiter entfernt ist als die Apotheke. Keck machte zudem darauf aufmerksam, dass die meisten Apotheken glücklicherweise barrierefrei erreichbar sind. »Das ist bei Arztpraxen leider seltener der Fall.«
Die Honorierung für das Impfen in der Apotheke ist nicht üppig. Den Diskutanten zufolge lässt es sich aber wirtschaftlich realisieren, insbesondere unter Zuhilfenahme digitaler Tools. Laut Schittenhelm könnte dabei die Ausweitung der Befugnis auf alle Totimpfstoffe eine wichtige Rolle spielen, denn dann wäre es eine ganzjährige Tätigkeit in der Apotheke und würde sich mehr lohnen.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.