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Impfen in der Apotheke

»Die Chance nutzen«

Impfungen könnten in den Apotheken künftig eine zunehmend wichtige Rolle spielen. Momentan bieten aber noch längst nicht alle Apotheken Impfungen an. Wie man damit anfängt und welche Vorteile das Impfen in der eigenen Offizin hat, berichteten Apotheker bei der Expopharm.
17.09.2025  17:48 Uhr

Die Impfquoten in Deutschland sind verbesserungswürdig. Einen Beitrag hierbei können Apotheken mit ihrem niedrigschwelligen Zugang leisten. Derzeit dürfen Apotheken nur gegen Grippe und Covid-19 impfen, doch nach den gestern bekannt gewordenen Plänen von Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) könnte das Angebot auf alle Totimpfstoffe ausgeweitet werden.

So passte es gut, dass in der Pharma-World das Thema Impfen in der Apotheke einen ganzen Vormittag lang im Fokus stand. Bei einer von Glaxo-Smith-Kline (GSK) unterstützten Session berichtete Jan Harbecke, Inhaber der Jahreszeiten Apotheke in Münster, von seinen Erfahrungen. Er selbst hat mit Impfungen vor zwei Jahren begonnen und im ersten Jahr etwa 100 Personen geimpft; im Folgejahr impften dann schon sechs Apotheker insgesamt fast 1000 Personen.

Sein Tipp, um loszulegen, lautete: klein beginnen, dann den Umfang steigern und dabei den Prozess möglichst einfach halten. Das gelte sowohl für den Zugang zu den Impfungen mit einfachen Anmeldemöglichkeiten als auch für das Prozedere in der Apotheke. Hilfreich seien klare Prozessbeschreibungen im QM für alle Vorgänge von der Terminbuchung bis zur Abrechnung. Harbecke riet zudem dazu, das ganze Personal mitzunehmen. Bei telefonischen Anmeldungen oder Rückfragen zum Impfangebot müssten alle Mitarbeitenden »sprachfähig sein«. Der Aufwand lohne sich: »Wenn das Impfangebot funktioniert, macht das alle glücklich.« Positive Rückmeldungen von Geimpften machten das gesamte Personal zufrieden.

Für Patienten ist es besonders attraktiv, dass Impfungen in Apotheken ohne lange Wartezeiten zu erhalten sind. Eine Analyse der Anmeldungen auf seiner Terminbuchungsplattform habe gezeigt, dass in etwa 80 Prozent der Fälle ein Termin in den kommenden 24 Stunden gebucht werde, berichtete Harbecke. »Das Interesse in der Bevölkerung an Impfangeboten in Apotheken ist groß«, so seine Erfahrung. »Lassen Sie diese Chance nicht ungenutzt.«

Im Dialog mit den Ärzten

Viele Apotheker befürchten, es sich mit den Ärzten in der Umgebung zu »verscherzen«, wenn sie Impfungen anbieten. Heike Gnekow aus der Adler-Apotheke in Hamburg entkräftete diese Sorge: »Es gibt genug Impflücken für alle. Für die bleibt genug übrig.« Harbecke pflichtete bei, dass es ratsam sei, mit den Ärzten in einen Dialog zu gehen. Mittlerweile deligierten viele Fach- und Hausärzte Menschen, die sich impfen lassen wollen, direkt an die Apotheke. Zudem habe er selbst schon viele Ärzte des naheliegenden Klinikums geimpft – und diese seien begeistert gewesen, dass sie sich nach Feierabend noch in der Apotheke impfen lassen konnten.

Impfungen in der Apotheke seien wirksam und sicher, betonte Professor Dr. Uwe May von der May und Bauer GmbH bei einer von Pfizer ausgerichteten Veranstaltung. Dem konnte Dr. Björn Schittenhelm, Apotheker aus Holzgerlingen, nur zustimmen. Während der Pandemie habe er zusammen mit seinem Team insgesamt rund 250.000 Covid-19-Impfungen im Impfzentrum begleitet – und dabei sei nicht eine einzige wirkliche Komplikation aufgetreten.

Berufstätige und jüngere Menschen, die vielleicht gar keinen Hausarzt haben und die Impfung quasi »im Vorbeigehen« mitnehmen, sind dabei nicht die einzige Zielgruppe. Das betonte die Geschäftsführerin der BAGSO Service Gesellschaft, die sich für die Interessen älterer Menschen engagiert. Dr. Barbara Keck sagte, dass beispielsweise auch viele Menschen im Alter zwischen 60 und 70 Jahren nicht regelmäßig beim Arzt seien und vom Impfangebot in den Apotheken profitieren könnten. Ebenso Hochbetagte, die wenig mobil sind und deren Arztpraxis oft weiter entfernt ist als die Apotheke. Keck machte zudem darauf aufmerksam, dass die meisten Apotheken glücklicherweise barrierefrei erreichbar sind. »Das ist bei Arztpraxen leider seltener der Fall.«

Die Honorierung für das Impfen in der Apotheke ist nicht üppig. Den Diskutanten zufolge lässt es sich aber wirtschaftlich realisieren, insbesondere unter Zuhilfenahme digitaler Tools. Laut Schittenhelm könnte dabei die Ausweitung der Befugnis auf alle Totimpfstoffe eine wichtige Rolle spielen, denn dann wäre es eine ganzjährige Tätigkeit in der Apotheke und würde sich mehr lohnen.

Starke Kundenbindung durch das Impfen

Bei einer Diskussionsrunde im Format »PZ Nachgefragt« brachte Dr. Janka Schulte-Michels vom Verband Forschender Pharmaunternehmen (vfa) noch einen anderen Aspekt zur Sprache, nämlich dass die Krankenkassen durch Impfungen Geld sparen können, weil geimpfte Versicherte die impfpräventablen Infektionen nicht bekommen. »Mit Blick auf die GKV-Finanzlage können wir uns einen so schlechten Infektionsschutz wie bisher schlicht nicht leisten.«

Im Gegensatz zu den USA, wo Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. zuletzt mit einer Reihe von kontroversen Entscheidungen seine impfkritische Haltung unterstrich, stellten in Deutschland weder die politisch Verantwortlichen noch die Mehrheit der Bevölkerung generell infrage, dass Impfungen sinnvoll und wichtig sind. »Aber auch wir können und müssen mehr tun«, betonte Schulte-Michels. Um die Impfquoten zu steigern, dürfe man nicht mehr bloß fragen, wie man die Menschen zum Impfen bringt, sondern wie man das Impfen zu den Menschen bringt. Dafür seien die Apotheken prädestiniert.

Apothekerin Claudia Maria Hecker, die in ihrer Apotheke in Düsseldorf ebenfalls Impfungen anbietet, wies darauf hin, dass Impfen eine heilberufliche Tätigkeit ist – und der Apothekerberuf ein Heilberuf ist. »Wir wollen nicht als reine Logistiker dastehen.« Ihre Erfahrung sei, dass beim Impfen zudem eine ungleich stärkere Kundenbindung aufgebaut werde als beispielsweise bei einer Blutdruckmessung, insbesondere bei Personen, die zuvor ängstlich oder skeptisch gegenüber dem Impfen gewesen seien. »Jemanden zu impfen, ist sehr viel intimer und erfordert auch sehr viel mehr Aufklärungsarbeit als den Blutdruck zu messen.« Psychologisch sei das Impfen aber deutlich positiver konnotiert, da es »nicht defizitorientiert« sei.

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