»Die Belastungsgrenze ist erreicht!« |
08.06.2022 16:30 Uhr |
Mohrenweiser wies zudem darauf hin, dass sich auch beim Thema Vergütung Missstände in den Apotheken ergeben könnten. »Wir erbringen mehr Leistungen, brauchen mehr Personal und wollen die Fachkräfte halten – dazu benötigen wir eine angemessene Honorierung.« Die beiden Pandemiejahre hätten den Apotheken zwar »deutliche Steigerungen« eingebracht – allerdings seien dies fast vollständig Sondereffekte gewesen. Auch aus dem Delegiertenkreis gab es zu diesem Punkt einige Nachfragen. Einige wiesen auf die zusätzlichen Dokumentationspflichten hin, wie etwa bei der Präqualifizierung. Auch Anträge von barrierefreien Apotheken-Eingängen wurden besprochen. Mohrenweiser versicherte, dass es in den Gesprächen mit der Politik nicht nur um Honorarthemen gehe, sondern auch um den Bürokratieabbau. Er gab seinen Kollegen aber Recht: »Die Belastungsgrenze ist erreicht!«
Besorgt zeigte sich Mohrenweiser auch mit Blick auf die Situation beim Pharmazie-Studiengang an der Universität Halle. Eigentlich sei man dort immer gut aufgestellt gewesen, erklärte der Vize-Präsident der Kammer. In den vergangenen Jahren sei die Uni Halle aber in eine schwierige finanzielle Situation geraten, sodass auch im Personalbereich gespart werden musste – laut Mohrenweiser ist auch die Pharmazie betroffen. Insbesondere die Zahl der wissenschaftlichen Mitarbeiter verringere sich derzeit schnell. Im März dieses Jahres habe sich die Kammer deswegen mit Briefen an die zuständigen Ministerien und das Rektorat der Uni gewandt, in denen die Apotheker vor den Folgen einer Unterbesetzung des Instituts warnten. Laut Mohrenweiser hat das Rektorat bis heute nicht geantwortet. Das Gesundheitsministerium des Landes habe allerdings versichert, dass man keinen Strukturveränderungen zustimmen werde, die die Leistungsfähigkeit des Instituts herabsetzen. Der Vize-Präsident versprach, dass die Kammer die Entwicklung an der Uni Halle weiter beobachten werde.
Laut einer aktuellen Kammeranalyse gibt es derzeit 572 Apotheken in Sachsen-Anhalt. Knapp 60 Prozent der berufstätigen Apotheker im Land sind 45 oder jünger. Auf Bundesebene liegt dieser Wert bei 47 Prozent. Rund 21 Prozent der berufstätigen Approbierten in Sachsen-Anhalt sind älter als 65, im Bund liegt dieser Wert bei rund 27 Prozent. Ähnlich verhält es sich beim Durchschnittsalter der Inhaber. In Sachsen-Anhalt sind 39 Prozent aller Inhaber älter als 56, auf Bundesebene liegt dieser Wert bei über 44 Prozent.