»Die aktuelle Krebstherapie ist im Grunde unzumutbar« |
| Daniela Hüttemann |
| 15.02.2024 09:00 Uhr |
»Viele Kinder und Jugendliche heilen wir zwar mit dieser Therapie, aber die Nebenwirkungen sind eine schwere Belastung für die jungen Patienten«, so die Kinderonkologin. Es komme häufig zu Spätfolgen, zum Beispiel, dass Kinder einen Hörschaden erleiden oder nicht gut wachsen. »Meistens haben die Kinder irgendeinen messbaren Schaden, insbesondere nach einer Knochenmarktransplantation. Wir suchen deshalb nach Alternativen, die zum einen wirksam sind, also die Krebszellen vernichten, aber vor allem nicht diese schwerwiegenden Spätfolgen verursachen. Wir wollen die Kinder nicht nur gesund machen, sondern auch die Qualität des Überlebens verbessern.«
Im Frühling soll eine klinische Studie starten, die die CAR-T-Zelltherapie bei pädiatrischen Leukämie- und Tumorpatienten untersuchen soll. Rössig leitet eine entsprechende Arbeitsgruppe mit Forschenden der Universitäten Münster, Erlangen, Hannover und Regensburg.
Grundsätzlich wünscht sie sich mehr und präzisere Therapiemöglichkeiten. Dazu müssten die krebsauslösenden Mechanismen noch besser verstanden werden. »Wir müssen die Achillesferse der Krebszelle finden, um wirksame Therapien zu entwickeln«, fordert die Expertin. »Wir wollen weg vom Schrotschuss Chemotherapie. Die Therapie der Zukunft wird eine Kombination aus Chemotherapie, Immuntherapie und eben dieser ,Achillesfersen-Therapie‘ sein, die den Krebs nachhaltig bekämpft, aber möglichst wenige Nebenwirkungen auslöst.«
Zum internationalen Kinderkrebstag äußerte sich auch der Arzt und Bundestagsabgeordnete Professor Dr. Andrew Ullmann, gesundheitspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, ähnlich: Die personalisierte Krebstherapie stelle auch bei Kindern die Zukunft dar. Auch er nannte die CAR-T-Zelltherapie bei Leukämien als Beispiel. Ullmann forderte mehr Anreize für die Weiterentwicklung der Versorgung und Forschung, auch durch eine AMNOG-Reformierung.
Ullmann: »Die derzeitige AMNOG-Gesetzgebung, speziell in Bezug auf sogenannte Orphan Drugs für seltene Entitäten, könnte die Entwicklung und Verfügbarkeit personalisierter Therapien behindern.« In kleinen Patientengruppen sei eine neue Form der Nutzenbewertung erforderlich, um die spezifischen Bedürfnisse dieser Patienten angemessen zu berücksichtigen.