Diabetes ist auch Hautsache |
Generell warnen hartnäckige Pilzinfektionen vor einem schlecht eingestellten Diabetes. Betroffene klagen dabei nicht nur über Symptome an den Füßen, sondern auch unter der Brust, in den Leisten oder Achselhöhle sowie im Genitalbereich. Vor allem die beiden letztgenannten Regionen sind anfällig für Pilzinfektionen, da dort kein natürlicher Säureschutzmantel vorhanden ist. Zusätzlich ist infolge der diabetogenen Stoffwechsellage die Immunantwort der Haut vermindert und der Ausbruch von Infektionen wird begünstigt.
Chronische Pilzinfektionen mit ihrem quälenden Juckreiz gelten daher als Marker-Erkrankung für Diabetes mellitus. Am häufigsten sind dabei Infektionen mit Candida albicans. Durch lokale Antimykotika lassen sich die Beschwerden in der Regel gut therapieren. An erster Stelle steht jedoch eine Normalisierung des Blutzuckers. Nagelpilz ist für Diabetespatienten besonders fatal, weil die damit verbundenen Nagelschäden als Eintrittspforte für die Bakterien dienen. Die DDG bezeichnet die Sanierung von Nagelpilz bei Diabetikern deshalb nicht als eine kosmetische Frage, sondern eine medizinische Notwendigkeit, die in die Hände von erfahrenen Podologen gehört.
Aufgrund der fortschreitenden Durchblutungs- und Nervenschädigung können im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf des Diabetes Sensibilitätsstörungen vor allem in den unteren Extremitäten auftreten. Das Temperatur- und Vibrationsgefühl ist vermindert und Betroffene nehmen Schmerzen weniger gut wahr. Häufig bleiben dann kleinere Verletzungen und Wunden an den Füßen und Beinen unbemerkt und bilden wiederum eine perfekte Eintrittspforte für Krankheitserreger. Zusätzlich heilen Wunden nur noch schlecht. All diese Faktoren können, wenn sie nicht richtig behandelt oder vorgebeugt werden, in Komplikationen wie dem diabetischen Fußsyndrom münden.
Das eigentliche Problem bei fortgeschrittenen neuropathischen und Durchblutungsstörungen: Sie verhindern regelrecht eine adäquate Therapie, da Betroffene ihre Füße nicht mehr wahrnehmen. Experten sprechen davon, dass sich durch die Neuropathie die »anthropologische Matrix« des Menschen verändere. Will heißen: Durch das fehlende Schmerzempfinden nimmt der Betroffene seinen Fuß nicht mehr als wichtigen Teil von sich wahr. Er sieht zwar die bestehende Läsion; da sie aber keine Beschwerden verursacht, zieht er keine Schlüsse zur Handlung. Das ist vermutlich auch der Grund, warum viele Diabetiker ihre Füße vernachlässigen und Therapiemaßnahmen durch den Arzt oft nicht als Hilfe empfinden. Denn subjektiv spüren sie keine Besserung. Eine traurige Wahrheit, der man nur vorbeugen kann, wenn die tägliche Fußkontrolle zur Routine wird.
Hierbei kann die Apotheke einen unterstützenden Beitrag leisten, indem sie Risikopatienten frühzeitig identifiziert und ihnen geeignete Präventionsmaßnahmen mit an die Hand gibt. Auf ihrer Website stellt die ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände eine entsprechende Arbeitshilfe »Beratung zum Thema Fuß von Menschen mit Diabetes« zur Verfügung, in der sie die wichtigsten Punkte der Beratung schrittweise zusammenfasst.
Klagen Diabetiker mehrfach über Hornhaut an den Füßen oder fragen häufig nach Präparaten zur Behandlung von Fußpilz, können dies erste Hinweise sein. Ebenso, wenn Patienten über das klassische »Ameisenlaufen« oder Kribbelempfinden berichten, sollten Apotheker und PTA hellhörig werden. Das pharmazeutische Personal sollte nicht warten, bis Patienten aktiv ihre Symptome schildern, sondern auch einmal gezielt nachfragen oder Diabetiker auffordern, den Zustand ihrer Füße genau zu beschreiben.
Mehr Achtsamkeit den eigenen Füßen gegenüber, das verhindert nicht nur bei Diabetikern diverse kleinere oder größere Fußmalheure. / Foto: Getty Images/Image Source
Im Beratungsgespräch sollte deutlich gemacht werden, wie wichtig die tägliche Fußpflege und Selbstuntersuchung auf Druckstellen und Hautveränderungen ist. So geht es richtig: