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Psychedelika als Medikamente

Der Trip zum Glück?

Farben schmecken, Töne sehen und eine Entgrenzung des Ichs erleben: Die Erfahrungen, die man mit bewusstseinserweiternden Substanzen machen kann, wurden bislang kaum in Zusammenhang mit seriöser Wissenschaft gebracht. Weil Studien eine sehr gute Wirksamkeit unter anderem bei Depression gezeigt haben, ändert sich das gerade grundlegend.
AutorKontaktAnnette Mende
Datum 22.01.2020  08:00 Uhr

Psychedelika sind Substanzen, die über eine agonistische Wirkung am 5HT2A-Serotoninrezeptor eine Veränderung des Bewusstseins bewirken. In diesem Zustand können sich die sensorische Wahrnehmung, die Stimmung, das Denken und das Ich-Bewusstsein tiefgreifend verändern. Im Unterschied zu anderen Rauschzuständen, etwa durch Alkohol, ist der Betroffene dabei hellwach. Die Schärfung der Sinne führt dazu, dass sensorische Reize wie Farben, Formen oder auch Töne viel stärker wahrgenommen werden als sonst und ineinander übergehen können. Auch Halluzinationen sind möglich.

In einigen Kulturen hat die Anwendung von Psychedelika im Rahmen religiöser Zeremonien eine lange Tradition. Verwendet werden etwa Psilocybin-haltige Pilze, sogenannte magic Mushrooms aus der Gattung der Psilocybe (Kahlköpfe), Mescalin-haltige sogenannte Mescal-Buttons aus dem Kaktus Lophophora williamsii oder Ayahuasca, ein Dekokt aus der Liane Banisteriopsis caapi, das Dimethyltryptamin (DMT) enthält.

In der westlichen Welt machte vor allem der Chemiker Albert Hofmann die Psychedelika salonfähig, der 1938 zum ersten Mal Lysergsäurediethylamid (LSD) synthetisierte, ein halbsynthetisches Derivat des Mutterkornalkaloids Ergin (Lysergsäureamid, LSA). Die psychedelische Wirkung der Substanz entdeckte er 1943 in einem Selbstversuch. Hofmann war bei der Firma Sandoz beschäftigt, die LSD 1949 unter dem Handelsnamen Delysid® auf den Markt brachte.

Psychiater und Hippies

Delysid war dazu vorgesehen, bei psychisch Gesunden sogenannte Modellpsychosen auszulösen, psychotische Zustände, die es etwa Psychiatern ermöglichen sollten, den Bewusstseinszustand von Schizophrenie-Patienten nachzuempfinden. Auch im Rahmen der sogenannten psycholytischen Therapie wurde das Präparat eingesetzt, um verborgene oder unbewusste Gefühle und Denkinhalte von psychiatrischen Patienten an die Oberfläche zu holen und so der Psychotherapie zugänglich zu machen. All diesen therapeutischen Anwendungen wie auch der zunehmenden Verwendung als Rauschdroge insbesondere von Vertretern der Hippie-Bewegung setzte das Verbot von LSD und anderen Psychedelika Anfang der 1970er-Jahre offiziell ein Ende.

Nach wie vor zählen die Substanzen zu den nicht verkehrsfähigen Betäubungsmitteln, die in Anlage I zum Betäubungsmittelgesetz gelistet sind. Ihr Besitz und Erwerb ist nur für wissenschaftliche Zwecke und nur mit einer Sondererlaubnis des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) erlaubt. In den USA gelten ähnliche Vorschriften; auch hier gehören die Psychedelika zu den sogenannten Schedule-I-Drugs. Allerdings gibt es dort inzwischen Bestrebungen, die Restriktionen zu lockern.

Der Hintergrund sind neuere Studien, die für einzelne Psychedelika eine sehr gute Wirksamkeit bei bestimmten psychischen Erkrankungen gezeigt haben. Positive Ergebnisse gibt es vor allem für Psilocybin bei Depression, aber auch für 3,4-Methylendioxy-N-Methylamphetamin (MDMA, Ecstasy) bei posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS). Psilocybin, das in vivo zur Wirksubstanz Psilocin hydrolysiert wird, wurde 2018 von der US-Arzneimittelaufsicht sogar als Therapiedurchbruch (Breakthrough Therapy) eingestuft. Diesen Status erhalten Wirkstoffe, die im Vergleich zu verfügbaren Alternativen einen substanziellen Fortschritt darstellen. Entsprechende Zulassungsanträge bearbeitet die FDA mit höchster Priorität.

Nach der kürzlich erfolgten Zulassung von Esketamin (Spravato®), dem S-Enantiomer des Narkosemittels Ketamin, kommt damit wohl bald noch mehr Schwung in die Depressionstherapie. Auch Ketamin hat eine Wandlung von der halluzinogenen Droge zu einem Antidepressivum vollzogen. Es gehört aber nicht zu den klassischen Psychedelika und greift anders als diese auch nicht am 5HT2A-Serotoninrezeptor, sondern am NMDA-Glutamatrezeptor an.

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