Der Lotse und die überdrehte Schraube |
Dr. Martin Zentgraf, Vorsitzender des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie / Foto: PZ/Alois Müller
»Es gibt viele gute Gründe, für den Erhalt der Apotheke vor Ort zu kämpfen«, sagte Zentgraf. Die sichere Arzneimittelversorgung durch Vor-Ort-Apotheken sei ein unerlässlicher Bestandteil des deutschen Gesundheitssystems. Der BPI-Vorsitzende betonte, dass Apotheken oft erster Anlaufpunkt für Patienten sind, eine Lotsenfunktion einnehmen und mitentscheiden können, ob der Betroffene zum Arzt gehen sollte. In vielen Fällen sei der Gang in die Arztpraxis nicht notwendig und die Apotheke könne Präparate zur Selbstmedikation empfehlen. Das entlaste auch das Gesundheitssystem.
Zentgraf stellte heraus, dass Apotheken vor Ort auch in Notfallsituationen, etwa nachts oder am Wochenende, erreichbar sind und grundsätzlich die Patientensicherheit stärken, insbesondere wenn der Betroffene in einer Stammapotheke bekannt ist. Aber auch bei neuen Kunden gebe es einen entscheidenden Vorteil gegenüber dem Versandhandel: Der Apotheker sehe den Patienten von Angesicht zu Angesicht und könne so Rückschlüsse auf dessen Verfassung ziehen.
Im zweiten Teil seines Grußworts ging Zentgraf auf das Thema Arzneimittel-Lieferengpässe ein. Hieran müsse man arbeiten, da zugegebenermaßen Probleme bestünden. »In den seltensten Fällen gibt es nur einen einzelnen Grund für einen Engpass«, räumte Zentgraf ein. Allerdings ist er der Meinung, dass Rabattverträge die Problematik verstärken. »Die Schraube bei den Rabattverträgen ist einfach überdreht.« Er plädierte dafür, dass die Krankenkassen zukünftig an mehrere Anbieter gleichzeitig Zuschläge erteilen müssen, von denen mindestens einer den Standort seiner Produktion in der EU nachweisen muss. Das würde die Arzneimittelversorgung nachhaltig stärken.