Der Geldbeutel als Krankheitsrisiko |
Belegt ist aber auch: Der Zusammenhang zwischen Geldbeutel und Gesundheit ist bidirektional. Langwierige und chronische Erkrankungen fördern oft eine finanzielle Schieflage. Das liegt zum einen an höheren Ausgaben für Arzneimittelzuzahlungen, Heil- und Hilfsmittel, ergänzende Therapieverfahren, Transporte, Hilfen bei der Kinderbetreuung und Haushaltsführung. Zum anderen können gesundheitliche Probleme zu Einkommensverlusten führen – etwa, wenn nach sechs Wochen Arbeitsunfähigkeit die Lohnfortzahlung endet und die Betroffenen nur noch Krankengeld bekommen. Hält die Erkrankung länger als 72 Wochen an, bleibt oft nur die Erwerbsminderungsrente.
Zudem können körperliche Krankheitsfolgen und psychische Probleme die Leistungsfähigkeit so weit reduzieren, dass die Betroffenen ihrer Arbeit nur noch eingeschränkt nachgehen können. So zeigte beispielsweise eine Hamburger Studie, dass ein Drittel aller Krebspatienten drei Jahre nach der Diagnose nicht mehr berufstätig ist. Bei denjenigen, die noch arbeitsfähig waren, hatte sich das durchschnittliche Einkommen im Schnitt deutlich verringert. Die WHO spricht deshalb von einen »Teufelskreis aus Armut und Krankheit«: Wer arm ist, ist häufiger krank – und wer krank ist, hat ein höheres Armutsrisiko.
Clara Wildenrath ist Diplom-Biologin, Wissenschaftsjournalistin und Buchautorin. Sie berichtet sowohl für Fachkreise als auch für Laien über Grundlagen und Neuerungen in der Medizin. Zu ihren Schwerpunktthemen gehören unter anderem die Gynäkologie, Immunologie und Biochemie.