»Der Fachkräftemangel betrifft alle Freien Berufe« |
PZ: Für viele Apotheker wäre es auch nur schwer vorstellbar, eine differenzierte Meinung von ihrem Ex-Präsidenten zum Thema Fremdbesitz zu hören…
Schmidt: Die wird es auch nicht geben. Das Leitmotiv etwa des freien Heilberuflers muss die auch wirtschaftlich unabhängige Freiberuflichkeit bleiben.
PZ: Sie sprachen den Fachkräftemangel als gemeinsames Thema an. Ist denn der Fachkräftebedarf in den anderen Freien Berufen ebenso groß wie im Apothekenmarkt?
Schmidt: Das betrifft letztlich alle Freien Berufe und deren Assistenzberufe. Auch wenn es immer noch mehr Gründungen in den Freien Berufen gibt, befassen wir uns mit der allgemein nachlassenden Gründungsbereitschaft, die uns zu denken gibt. Dazu stehen wir in engem Austausch mit anderen Wirtschaftsverbänden und der Politik.
PZ: Warum ist es denn aus Ihrer Sicht für junge Menschen nicht mehr so attraktiv sich als Freiberufler selbstständig zu machen?
Schmidt: Das liegt sehr an den geänderten Lebens- und Wertvorstellungen jüngerer Generationen. Themen wie Arbeitszeiten und die Familienplanung sind in einer Anstellung aus Sicht vieler junger Menschen besser zu lösen. Hinzu kommt, dass uns demographische Faktoren, wie etwa die alternde Gesellschaft, im Nacken sitzen und den Fachkräftemangel verschärfen. Wenn ein Gründer in spe befürchtet, keine Mitarbeiter zu finden, kann das ein Hemmschuh sein.
PZ: Im Apothekenmarkt sehen wir ja mittlerweile auch in Deutschland, dass die Politik auf diese Entwicklungen mit Liberalisierungen reagieren will. Um die Landversorgung sicherzustellen, denken FDP und Grüne beispielsweise über Lockerungen am Mehrbesitzverbot nach.
Schmidt: Wenn das Ziel ein flächendeckendes Angebot und die Niederschwelligkeit dieses Angebots sein soll, dann ändert eine Liberalisierung rein gar nichts. Schließlich steht auch nach einer möglichen Liberalisierung nur eine bestimmte Zahl an Fachkräften zur Verfügung – ob diese nun bei einem unabhängigen Freiberufler oder einer Mini-Kette in Fremdbesitz arbeiten. Ein solches Vorgehen gefährdet ausschließlich die flächendeckende Versorgung.