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Medikationsanalyse
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Der etwas andere Fall

In der Webinarreihe »100 Analysen später« von Pharma4u stellte Charlotte Fleige von der Ludgeri-Apotheke in Billerbeck ihre »Lieblings-Medikationsanalyse« aus dem Jahr 2024 vor. Der Fall einer 89-jährigen Patientin hielt einige Überraschungen für die Apothekerin bereit – inklusive eines erbosten Anrufs der Hausärztin. Am Ende verbesserte die Medikationsanalyse die Lebensqualität der Patientin immens.
AutorKontaktLaura Rudolph
Datum 13.01.2025  18:00 Uhr

Es begann damit, dass der Ehemann der mittlerweile recht immobilen Patientin die Apothekerin aufsuchte, um die umfangreiche Medikation seiner Frau prüfen zu lassen. Die Patientin hatte Typ-2-Diabetes, eine eingeschränkte Nierenfunktion und Bluthochdruck, der nach Aussagen des Mannes mit Werten von 120 zu teils nur 50 mmHg jedoch gut eingestellt sei.

In letzter Zeit sei seine Frau sehr müde, habe Haarausfall und so starke Ödeme an den Knöcheln, dass sie wegen der Schmerzen ihre Kompressionsstrümpfe nicht mehr tragen könne. Gegen die Schmerzen erhalte sie nun zusätzlich zu Novaminsulfon auch noch zwei Hydromorphon-Präparate als Dauertherapie und gegen Schmerzspitzen.

Eine (zu) ambitionierte Blutdruck-Medikation

Die Patientin nahm 15 Dauer- und zwei Bedarfsmedikamente. »Wenn ich so einen riesigen Medikationsplan vor mir habe, portioniere ich mir diesen in kleine, verdauliche Happen«, erklärte Fleige. Sie sortiere die Arzneimittel beispielsweise gerne nach Indikation. 

Arzneistoff Dosierung Einnahmezeitpunkt
L-Thyroxin 75 µg 1-0-0-0
Poly(styrol-co-divinylbenzol)sulfonsäure (Kaliumbinder) 12-g-Beutel 0-1-0-0
Amlodipin 10 mg 1-0-1-0
Atorvastatin 40 mg 0-0-1-0
Urapidil 30 mg 1-0-1-0
Enalapril 5 mg 1,5-0-1,5-0
Sitagliptin 25 mg 1-0-0-0
Pantoprazol 40 mg 1-0-0-0
Mirtazapin 30 mg 0-0-1-0
Novaminsulfon 500 mg 1-0-2-2
Humaninsulin 100 I.E. 0-0-1-0
Natriumhydrogencarbonat 1000 mg 1-0-0-0
Allopurinol 100 mg 1-0-0-0
Colecalciferol 1000 I.E. 1-0-0-0
Hydromorphon (retadiert) 4 mg 1-0-1-0
Hydromorphon 1,16 mg bei Bedarf
Quetiapin 25 mg bei Bedarf zur Nacht
Medikationsplan

Beim Check der Blutdruckmedikation – Amlodipin, Urapidil und Enalapril – fiel auf, dass Amlodipin mit einer Tagesdosis von 20 mg doppelt so hoch dosiert war wie in der Fachinformation empfohlen. Die Apothekerin hatte den Verdacht, dass die Knöchelödeme als Nebenwirkung des Calciumkanal-Blockers Amlodipin auftraten. Dafür sprach auch, dass der Mann berichtete, dass er seit einiger Zeit das ihm verordnete Torasemid 5 mg mit seiner Frau teile – dies aber nicht gegen ihre Ödemen helfe. »Das war eine Information, die der behandelnden Ärztin völlig fehlte, das hatte er ihr nämlich nicht verraten«, sagte Fleige.

Im Zusammenhang mit der Hydromorphon-Medikation gegen die starken Ödemschmerzen fiel außerdem auf, dass auf dem Medikationsplan ein Abführmittel gegen opioidbedingte Verstopfung fehlte. Der Mann kaufte für seine Frau häufig Abführtropfen und Macrogol als OTC-Präparate.

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