»Das war ein Unding, Herr Lauterbach!« |
Den Apothekenstreik, der kurz vor Beschluss des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes in vier Bundesländern stattfand, sieht Burs differenziert. Grundsätzlich sei es so, dass die Bevölkerung weniger Verständnis dafür aufbringe, wenn »Besserverdienende« streiken.
Die Komplett-Schließung der Apotheken sei ohnehin keine Option, weil sie »klar rechtswidrig« sei. Ohnehin dürften die Kammern aus rechtlichen Gründen nicht dazu aufrufen. Der zeitlich befristete »Klappendienst« sei allerdings kein Streik, schließlich dürften die Apotheken am Mittwochnachmittag schließen.
Kritisch betrachte sie allerdings die Unterstützung der Streikaktion durch die Kommunikationskampagne der ABDA. Hier sei noch viel Luft nach oben, so die Präsidentin. Man müsse sich beispielsweise fragen, warum viele der kostenlos zur Verfügung gestellten Flyer der ABDA nicht genutzt würden.
Burs warnte die Politik auch davor, bei einer möglichen Strukturreform im kommenden Jahr weitere Einsparungen am Apothekenhonorar vorzunehmen. Nach monatelangen Höchstleistungen während der Pandemie seien die Personalengpässe in den Apotheken inzwischen die Hauptursache für die Frustration in Apotheken. Eine mögliche weitere Honorar-Absenkung würde diese Situation noch verschlechtern. Die Deckelung der 3-Prozent-Marge sei beispielsweise andiskutiert worden, erinnerte Burs. Eine solche Maßnahme wäre absolut »intolerabel«, sagte die Präsidentin.
Umso wichtiger sei es, dass die Apotheken die nun zur Verfügung stehenden pharmazeutischen Dienstleistungen nutzten. »Der Topf mit den 150 Millionen Euro muss ausgeschöpft werden! Wir haben hier die Politik an unserer Seite, die Dienstleistungen sind ein Meilenstein für den Berufsstand. Das sind Leistungen, die nicht durch Großkonzerne ersetzbar sind.«
Burs erinnerte an ein Zitat des Ex-ABDA-Präsidenten Friedemann Schmidt: »Unsere Zukunft wird pharmazeutisch entschieden. Machen Sie mit! Wir werden alles daran setzen, den Topf aufzustocken.«
Auch der Vorsitzende des Landesapothekerverbands, Bernd Groeneveld, meldete sich zu den Dienstleistungen zu Wort und fand noch deutlichere Worte: »Bieten Sie diese Dienstleistungen an – auf Gedeih und Verderb, sonst werden wir mit Politik über Honorarerhöhungen nicht wieder sprechen können.«