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Hyperglykämien und Adipositas

Das macht Covid-19 für Diabetiker gefährlich

Diabetiker müssen beständig auf eine gute Einstellung ihres Stoffwechsels achten, ebenso auf normnahe Blutdruck- und Blutfettwerte sowie auf ihr Gewicht. Das zeigt sich einmal mehr in Zusammenhang mit Covid-19. Schlecht eingestellte Diabetiker haben ein deutlich erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf, unabhängig vom Diabetestyp.
Isabel Weinert
11.11.2021  09:00 Uhr
Das macht Covid-19 für Diabetiker gefährlich

Diabetes wiegt als Risikofaktor für einen schweren Verlauf von Covid-19 sogar schwerer als Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sagte Professor Dr. Naveed Sattar, Universität Glasgow, bei der diesjährigen virtuellen Jahrestagung der American Diabetes Association (ADA) im Sommer. Überdurchschnittlich viele Diabetiker seien weltweit unter den Verstorbenen zu finden, und zwar sowohl Typ-1- als auch Typ-2-Diabetiker. Allerdings zeige sich, dass unter den Typ-2-Diabetikern eher die Jüngeren schwere Verläufe entwickeln, unter den Typ-1-Betroffenen eher die älteren Langzeitdiabetiker.

Experten gehen davon aus, dass durch den Diabetes bedingte Veränderungen des angeborenen und des erworbenen Immunsystems von Bedeutung für das höhere Risiko sind, ebenso wie die Blutzuckereinstellung. SARS-CoV-2 hat bei Diabetikern außerdem bessere Chancen, sich auszubreiten, weil Coronaviren über den ACE-2-Rezeptor aufgenommen werden, der bei Diabetikern typischerweise überexprimiert ist. Tiermodelle und Untersuchungen am Menschen zeigten, dass das Lungengewebe von Diabetikern mehr ACE-2-Rezeptoren exprimiert und dass dies mit der Plasmaglukoseeinstellung korreliert. Diese Ergebnisse sprechen dafür, dass vor allem schlecht eingestellte Diabetiker besonders anfällig für eine SARS-CoV-2-Infektion und somit für eine Covid-19-Erkrankung sind.

Mit Sorge tragen

Apothekenteams können dazu beitragen, die Gefahr für Diabetiker zu senken, und zwar, indem sie einerseits die Bedeutung des Impfens für den einzelnen Diabetiker betonen und Diabetiker zum anderen dabei unterstützen, ihre Blutzuckerwerte im Griff zu haben. Untersuchungen zeigen deutlich, dass besonders diejenigen Diabetiker gefährdet sind, die erhöhte HbA1c-Werte haben, außerdem Übergewicht, eine schlechte Nierenfunktion sowie mikro- und makrovaskuläre Schädigungen. Auch wer bereits schwere Entgleisungen des Blutzuckers hatte, also Ketoazidosen, trägt ein höheres Risiko, schwer an Covid-19 zu erkranken.

Die Medikation umzustellen, ist im Einzelfall sinnvoll, um die Blutzuckereinstellung zu verbessern. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) empfiehlt in ihrem Positionspapier zu Diabetes und Covid-19, in Abhängigkeit von der Schwere der Erkrankung die Metformin-Therapie zu unterbrechen. Für die Experten stehen dabei die Nierenfunktion und das Risiko für eine Laktatazidose im Vordergrund. Laut Studienergebnissen finden sich zwar mehr schwere Verläufe unter Patienten, deren Diabetes mit Insulin behandelt wird. Das führt Sattar jedoch eher darauf zurück, dass bei diesen Menschen der Diabetes weiter fortgeschritten ist, denn vor allem diese Typ-2-Diabetiker erhalten Insulin.

Von großer Bedeutung sei das Gewicht, informierte Sattar. Mit jeder BMI-Einheit mehr steige das Risiko um 14 Prozent, wegen Covid-19 stationär behandelt werden zu müssen. Damit existiert ein weiterer gewichtiger Grund, in der Apotheke nicht in dem Bemühen nachzulassen, übergewichtige Diabetiker über die möglichen Folgen zu informieren und darüber, wie sie ihr Körpergewicht reduzieren können. Warum zu viele Pfunde die Gefahr steigern, das scheint unter anderem an einer eingeschränkten Lungen- und Nierenfunktion, an entzündlichen Prozessen und einer verstärkten Neigung zu Thrombosen zu liegen.

Besondere Bedeutung haben bei an Covid-19 erkrankten Diabetikern auch die aktuellen Blutzuckerwerte. Wird ein Patient bereits mit einem hohen Wert von mehr als 180 mg/dl eingeliefert, liegt die Sterblichkeit der davon betroffenen Patienten bei 11 Prozent. Diabetiker mit guten aktuellen Blutzuckerwerten haben hingegen eine Chance von 99 Prozent, die Infektion zu überleben, ergab eine Studie aus dem vergangenen Jahr.

Zwar ist schon länger bekannt, dass sich durch akute hohe Blutzuckerwerte auch bei anderen Infektionen die Situation zuspitzen kann, allerdings bei Covid-19 in besonderem Maße: Der Zytokinsturm wird angepeitscht, und die bei Typ-2-Diabetikern oft noch arbeitenden insulinproduzierenden Betazellen leiden unter dem Angriff der Viren und setzen noch weniger Insulin frei. Die Folge – hohe Blutzuckerwerte – treibt dann die Infektion weiter mit voran. Professor Dr. Antonio Ceriello, IRCCS Multimedica, Mailand, empfahl deshalb bei der Online-Veranstaltung Ärzten, die stationär aufgenommene Diabetiker mit Covid-19 behandeln, die Blutzuckerwerte – auch mittels Insulininfusionen – auf Werte zwischen 70 und 160 mg/dl zu senken. Wenn möglich, sollte der Blutzuckerspiegel kontinuierlich gemessen werden.

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