»Das ist eine Frechheit!« |
Auch Thomas Preis, Chef des Apothekerverbandes Nordrhein, beschwerte sich gegenüber der PZ über die Höhe der neu geplanten Vergütung. »Endlich werden Apotheken für ihren enormen Aufwand bei den Lieferengpässen honoriert. Aber mehr als ein Almosen ist dabei nicht zu Stande gekommen. Denn die geplante Pauschale deckt nicht einmal ansatzweise die wirklichen Mehrkosten der rund 18.000 Apotheken. Nach unseren Berechnungen stehen den etwa 40 Millionen Euro monatlich an zusätzlichen Arbeitskosten der Apotheken lediglich etwa 5 Millionen Pauschale pro Monat gegenüber. Das ist rechnerisch ein Stundenlohn von unter 5 Euro. Zusätzlich werden die Apotheken ab Februar durch den erhöhten Kassenabschlag mit jährlich 120 Millionen Euro belastet. Das Eckpunktepapier des BMG ist daher aus unserer Sicht noch nicht einmal ein Tropfen auf den heißen Stein. Zumal auch die Preisanpassungen für die pharmazeutische Industrie nicht ausreichen wird die Lieferengpässe kurzfristig zu beenden.«
Die Pharmaindustrie begrüßt das Vorhaben. Bork Bretthauer, Geschäftsführer bei Pro Generika, erklärte: »Das Bundesgesundheitsministerium hat endlich erkannt, dass das Hauptsache-Billig-Prinzip bei Generika die Versorgung destabilisiert hat und zu Engpässen führt. Es ist gut, dass sie jetzt gegensteuern will und in einzelnen Bereichen den extremen Kostendruck lockern will. (…)« Das Eckpunktepapier bezeichnete Bretthauer als einen »Startschuss« für einen mehrmonatigen Beratungsprozess. Etwas kritischer betrachtet der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) den Entwurf. Der BPI-Vorsitzende Hans-Georg Feldmeier sagte: »Die Probleme der kaputten Preise wurden zwar erkannt, aber die Umsetzung ist zu kurz gesprungen. Die Maßnahmen sind nämlich nur auf den Versorgungsbereich der Kinderarzneimittel eingegrenzt. Die Lieferproblematik betrifft aber die gesamte Grundversorgung.«
Auch der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Arzneimittel-Hersteller (BAH), Hubertus Cranz, ist nur bedingt zufrieden: »Grundsätzlich gehen die Überlegungen in die richtige Richtung. Allerdings dürfen aktuelle Probleme nicht allein eine Neustrukturierung des Bestandsmarktes bestimmen. Während des Gesetzgebungsverfahrens sollten langfristig stabile Strukturen geschaffen werden.« Cranz kritisierte auch die vorgesehene neue Lagerhaltungspflicht.