Coronazeit wirkt fort auf Psyche junger Menschen |
Es scheint so zu sein, dass Kinder während der Corona unter den Einschränkungen noch stärker gelitten gehaben als Jugendliche. / © Getty Images/Martins Rudzitis
Fünf Jahre nach dem ersten Corona-Lockdown im März 2020 haben die Beschränkungen noch immer bei vielen Kindern und Jugendlichen tiefe Spuren hinterlassen. Die häufigsten psychischen Erkrankungen seien Essstörungen, Depressionen und Angststörungen, berichtet Christine Freitag vom Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP). Auch Entwicklungsstörungen, etwa reduzierte Feinmotorik, geringere Sprach- und Konzentrationsfähigkeit vor allem bei den Jüngeren, die nicht in Kita oder Schule gehen konnten, seien einschneidend. »Das kann man nicht einfach so aufholen. Das ist ein gewaltiges Zukunftsproblem für die gesamte Gesellschaft«, mahnt die Medizinerin der Uniklinik Frankfurt.
Aktuelle Zahlen zu Neuerkrankungen bei Magersucht (Anorexia nervosa) gebe es nicht, sagt Beate Herpertz-Dahlmann, die seit Jahrzehnten zu dem Thema forscht. »Wir wissen aber, dass die stationären Aufnahmen erheblich zugenommen haben.« Bei Klinikeinweisungen von Personen mit Magersucht zwischen 9 und 19 Jahren haben Forschende um die Aachener Medizinerin sehr beunruhigende Erkenntnisse gewonnen. In der Gruppe von 9 bis 14 Jahre (vor allem bei Mädchen) seien die Einweisungen 2023 im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 immens gestiegen, nämlich um 42 Prozent. Bei Jugendlichen (15 bis 19 Jahre) lag die Klinikaufnahme Magersüchtiger 2023 um 25 Prozent höher als 2019, schildert Herpertz-Dahlmann. Basis ihrer Studie waren rund 2,5 Millionen Krankenversicherten-Daten des Verbands der Ersatzkassen (VdEK).
Eine Hochrechnung der VdEK für ganz Deutschland zeigt: Aufgrund von Essstörungen, aber auch von Depressionen und Angststörungen, wurden 2023 erheblich mehr junge psychiatrische und psychosomatische Patienten unter 18 Jahren stationär in Kliniken behandelt als 2019.