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Zuverlässigkeit leidet

Corona-Schnelltests weder zu kalt noch zu warm lagern

Apothekenpersonal ist es klar, den Kunden aber vielleicht nicht: Die Aussagekraft von Corona-Schnelltests ist nicht hundertprozentig zuverlässig. Schon gar nicht, wenn die Tests falsch gelagert werden. Sie gehören weder in den Kühlschrank, noch dürfen sie zu heiß werden.
dpa
03.06.2021  17:00 Uhr

Die Aussagekraft von Corona-Schnelltests kann einem Charité-Virologen zufolge relativ leicht durch hohe Temperaturen und Temperaturschwankungen beeinträchtigt werden. Anwender, aber auch Verkäufer und Anbieter solcher Tests sollten die im Beipackzettel vorgeschriebene Lagertemperatur unbedingt einhalten und sich der Einschränkungen bewusst sein, sagte Professor Dr. Jan Felix Drexler vom Institut für Virologie der Berliner Universitätsklinik der Deutschen Presse-Agentur. «Es darf nicht zu heiß werden. Selbsttests sollten nicht direkt am Fenster in der Sonne liegen oder im Sommer in der Hosentasche mit herumgetragen werden.»

Auch die Lagerung von Tests im Kühlschrank und die Anwendung danach in der Wärme könne das Ergebnis verfälschen. In der Regel empfehlen Hersteller eine Lagerung zwischen 5 und 30 Grad und eine Anwendung bei Raumtemperatur, üblicherweise zwischen 15 und 30 Grad, wie Drexler sagte. Nach Daten, die der Professor mit Kollegen im «Journal of Clinical Virology» veröffentlicht hat, reichen jedoch schon kurzzeitig niedrigere oder höhere Temperaturen und ein Teil der untersuchten Tests zeigt ein falsches Ergebnis. Sowohl die sogenannte Sensitivität, als auch die Spezifität solcher Tests kann demnach beeinträchtigt werden. Das bedeutet, dass Infizierte fälschlicherweise ein negatives Ergebnis erhalten können und Gesunde umgekehrt ein positives.

Drexler erläuterte, dass etwa Kondensation ein Grund für die Verfälschung sein kann. «Die Ergebnisse unserer Studie bedeuten nicht, dass man gar keine Schnelltests benutzen sollte», sagte Drexler. «Die Menschen sollten sich aber bewusst sein, dass es sich lediglich um eine Maßnahme zum Verringern des Risikos handelt. Ein negatives Ergebnis ist kein Freifahrtschein.» Durch falschen Umgang mit Tests dürften die mühsam errungenen Lockerungen nun nicht aufs Spiel gesetzt werden. Schnell- und Selbsttests sind ohnehin weniger zuverlässig als Labortests (PCR). Positive Ergebnisse sollen deshalb immer im Labor überprüft werden.

Wie Drexler betonte, kann eine falsche Probenentnahme, aber eben auch eine falsche Lagerung zu weiterer Beeinträchtigung führen. «Man sollte immer den Beipackzettel lesen und den Test so gründlich wie möglich durchführen. Und sich bewusst sein, dass schon entlang der gesamten Kette vom Hersteller über den Transport bis in die Auslieferung etwas schief gegangen sein kann.» Als Beispiel nannte er Lastwagen, die in der Sonne im Stau stehen. Zudem stellen Schnelltest-Ergebnisse immer nur eine Momentaufnahme dar. «Man kann morgens negativ sein und abends infektiös.»

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