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Übertragung über Speichel

Corona-Infektionen auch im Mund möglich

Während meist die Nase und Atemwege als Eintrittspforte bei Coronavirus-Infektionen im Fokus stehen, zeigt eine aktuelle Studie, dass auch Zellen im Mund und in der Speicheldrüse infiziert werden können. Das unterstreicht, wie wichtig das Tragen von Masken ist.
Christina Hohmann-Jeddi
09.11.2020  09:00 Uhr

Inwieweit das SARS-Coronavirus-2 auch die Mundhöhle befällt und sich dort replizieren kann, war bislang kaum untersucht. Forscher um Dr. Ni Huang vom Wellcome Sanger Institute in Cambridge, Großbritannien, schauten sich daher die etwa 50 Zelltypen der Mundschleimhaut, Zahnfleisch und Speicheldrüse, zu denen Endothel-, Muskel- und Immunzellen gehören, genauer an. Um eine Zelle infizieren zu können, müssen auf dieser die beiden von SARS-CoV-2 zum Zelleintritt benötigten Moleküle ACE2-Rezeptor und TMPRSS2 vorhanden sein.

Daher untersuchten die Forscher, welche Zelltypen die mRNA für die Synthese dieser Proteine aufweisen. Eine entsprechende Expression stellten sie in verschiedenen Zelltypen des Endothels der kleinen Speicheldrüsen und der Mundschleimhaut fest. Deshalb vermuteten Huang und seine Kollegen, dass Infektionen in verschiedenen Zellen des Epithels, gerade in den Gängen und deren Drüsenbeeren (Azini) der kleinen Speicheldrüsen, die in der Schleimhaut von Wangen und Zunge weit verbreitet sind, sowie in den obersten Zellschichten der Mukosa möglich sind. Das konnten die Forscher an Gewebeproben von verstorbenen Covid-19-Patienten bestätigen.

Zudem wiesen die Forscher bei Coronavirus-infizierten Personen im Speichel losgelöste Epithelzellen nach, die SARS-CoV-2-RNA enthielten, also infiziert waren. Damit könnte nicht nur eine Infektion von anderen Personen über den Speichel möglich sein, sondern auch der Transport des Virus in andere Organe innerhalb eines Infizierten, heißt es in der Publikation.

Mit dem Speichel könnte das Virus in die Lunge oder durch Verschlucken auch in den Magen-Darm-Trakt gelangen. Bisher sei die größte Aufmerksamkeit bei der Transmission auf die Nasen-Lungen-Route der Infektion gerichtet worden, dabei sei die Virusübertragung vor allem mit Aktivitäten assoziiert, die mit der Mundhöhle in Verbindung stehen, nämlich Atmen, Singen, lautes Sprechen und Husten, heißt es in der Publikation.

Die Forscher untersuchten zudem 36 SARS-CoV-2-positive Personen mit unterschiedlicher Symptomausprägung auf ihre Viruslast und -ausscheidung. Dabei zeigte sich, dass in Einzelfällen das Virus deutlich länger im Speichel nachzuweisen war als im Nasen-Rachenbereich. Die Viruslast in der Mundhöhle war zudem positiv mit dem Auftreten von Symptomen wie Geruchs- und Geschmacksstörungen assoziiert, berichten die Forscher.

Verlust des Geschmackssinns und Läsionen im Mund häufig

Dass eine Infektion in der Mundhöhle selbst auch Symptome verursachen kann, belegt auch ein aktueller Review: Der Analyse von 40 Studien zufolge weisen 45 Prozent der mehr als 10.000 Covid-19-Patienten eine Störung des Geschmackssinns auf; und Läsionen an der Mundschleimhaut sind häufig (»Journal of Dental Research«). 

»Unsere Ergebnisse zeigen, dass die orale Infektion bei Covid-19 bislang unterschätzt worden sein könnte«, sagt der Seniorautor dieser Studie, Professor Dr. Kevin M. Byrd von der Zahnmedizin der University of North Carolina in Chapel Hill, in einer Pressemitteilung der Universität. »Wie die nasale Infektion könnte die orale Infektion der asymptomatischen Verbreitung des Erregers zugrunde liegen, die eine Eindämmung so schwierig macht.«

Dass die Mundhöhle auch ein Ort der Virusreplikation sein kann, unterstreiche die Bedeutung der bisherigen Schutzmaßnahmen – Masketragen, Abstandhalten und Händewaschen –, um das Übertragungsrisiko über Speicheltröpfchen und Aerosole zu senken.

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