Bundesweit 60 Impfzentren geplant |
Die Coronavirus-Impfungen werden laut Nationaler Impfstrategie nicht beim Hausarzt durchgeführt, sondern in sogenannten Impfzentren. / Foto: Adobe Stock/BaLL LunLa
Aktuell befinden sich zwei Coronavirus-Impfstoffkandidaten in einem Rolling-Review-Verfahren der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA), der Vektor-Impfstoff von Astra-Zeneca und der Universität Oxford und die mRNA-Vakzine von BioNTech und Pfizer. Am heutigen Montag gab das Mainzer Unternehmen BioNTech zudem bekannt, dass vorläufigen Ergebnissen zufolge der mRNA-Impfstoff einen 90-prozentigen Schutz gegen Covid-19 bietet. Allerdings gibt es auch nach der erfolgreichen Zulassung eines Impfstoffs gegen SARS-CoV-2 zwei Herausforderungen, die der schnellen Rückkehr zur Normalität entgegenstehen: Nicht ausreichende Mengen an Impfdosen und die Verteilung der Vakzinen, die bei minus 60 bis minus 80 °C durchgehend stark gekühlt werden müssen.
Die Verteilung der Vakzinen wird in der Nationalen Impfstrategie aus dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) erstmals konkretisiert. Am Freitag trafen sich die Gesundheitsminister der Bundesländer gemeinsam mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) im Rahmen der Gesundheitsministerkonferenz (GMK) und einigten sich auf wichtige Eckpunkte aus der Nationalen Impfstrategie. Auch das Corona-Kabinett beriet heute über die nationale Impfstrategie, eine Entscheidung wurde jedoch laut Spahn noch nicht gefällt. Unter der Leitung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) beraten dort jeden Montag Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), Finanzminister Olaf Scholz (SPD), Innenminister Horst Seehofer (CSU), Außenminister Heiko Maas (SPD), Spahn sowie der Chef des Bundeskanzleramts Helge Braun (CDU) über aktuelle Fragen bezüglich der Pandemie.
Ein wichtiger Teil der Strategie ist die Priorisierung der Impfstoffe, die benötigt wird, da der Ständigen Impfkommission (STIKO) zufolge nach der Zulassung nicht ausreichend Impfdosen verfügbar sein werden. Die STIKO, der Deutsche Ethikrat und die Leopoldina veröffentlichten am heutigen Montag ein entsprechendes Positionspapier. Beschafft werden die Impfstoffe laut GMK-Bericht und Impfstrategie durch den Verteilungsschlüssel der EU, finanziert werden sie durch Haushaltsmittel vom Bund. Für die Lagerung und Logistik vor Ort sind die Bundesländer zuständig.
»Die verfügbaren Mengen an Impfdosen werden gemäß dem Bevölkerungsanteil an die Länder verteilt«, heißt es im GMK-Papier. Die Lieferung der Impfstoffe sei dann »aufgrund der besonderen Anforderungen an Lagerung und Transport nur an eine begrenzte Anzahl von Standorten je Bundesland möglich«, heißt es weiter. Da die Impfstoffe bei rund minus 60 °C gekühlt werden müssen, sollen die Bundesländer bis zum morgigen Dienstag verbindliche Standorte für die Lager- und Impfzentren vorlegen. Derzeit ist von 60 Standorten die Rede. Die Lieferung wird entweder von den Firmen selbst oder durch die Bundeswehr gewährleistet.
Laut Spahn können sich die Länder auch entscheiden, zusätzliche Anlaufstellen entweder über mobile Teams oder weitere Impfzentren anzubieten, sodass es am Ende auch mehr als 60 Zentren geben kann. »Das hängt natürlich stark von der jeweiligen geografischen Situation des Bundeslands ab«, erläuterte Spahn heute in Berlin. Bei der Impfung von bestimmten Berufsgruppen sollen auch Betriebsärzte impfen dürfen, heißt es im GMK-Bericht.
Noch ist keines der Impfzentren fertig, es gehe aber Spahn zufolge darum, sich rechtzeitig vorzubereiten. »Ich bin sehr sicher, dass in den nächsten sechs bis zehn Wochen nach und nach diese Impfzentren zumindest in der Vorhaltung sein werden.« Diese sollen dann bereit sein, falls ein erster Coronavirus-Impfstoff auf den Markt kommt.
Zudem ist eine zentrale Datenbank geplant, in der die durchgeführten Impfungen in Form von Patienten-Pseudonymen festgehalten werden sollen. Spahn erklärte: »Wir wollen Surveillance-Systeme, also möglichst aktuelle Systeme, aufbauen, die deutlich machen, wie viele sich haben wo schon impfen lassen.« Gleichzeitig soll die Pharmakovigilanz, also die Überwachung des Impfstoffs auf mögliche Nebenwirkungen, ebenfalls mit in die Datenbank einfließen. Hier soll es laut Spahn entsprechende digitale Angebote für die Behörden und für die Bürger geben, »um das Vertrauen in das Impfen zu erhalten und weiter wachsen zu lassen.«
Auch der STIKO-Vorsitzende Thomas Mertens erklärte die Notwendigkeit einer solchen Datenbank, um die Überwachung des Impfstoffs weiter sicherzustellen. Nur wenn genau überwacht werde, wo und in welchem Ausmaß geimpft wird, könne auch der Effekt der Impfung gemessen werden, so Mertens.
Laut Gesetzesentwurf des Dritten Bevölkerungsschutzgesetzes sollen neben den Angaben zum Impfstoff folgende Informationen in die Datenbank eingespeist werden: Patienten-Pseudonym, Geburtsmonat und -jahr, Geschlecht, Postleitzahl und Landkreis des Patienten, Landkreis des behandelnden Arztes oder des Impfzentrums sowie die Fachrichtung des behandelnden Arztes.
Wie Patienten an einen Termin in einem der Impfzentren kommen sollen, daran arbeitet das BMG aktuell gemeinsam mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Auf Basis des bestehenden Systems der Terminvergabe durch die Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) soll demnach ein standardisiertes Modul entworfen werden.