Bürgerversicherung und Corona-Aufarbeitung |
Lukas Brockfeld |
02.01.2025 13:30 Uhr |
Sahra Wagenknecht möchte mit ihrer neuen Partei in den Bundestag gewählt werden. / © IMAGO/Metodi Popow
Vor fast einem Jahr, am 8. Januar 2024, wurde das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) gegründet. Am 23. Februar will die junge Partei erstmals in den Bundestag gewählt werden. Daher wurde unlängst ein erstes Kurzwahlprogramm vorgelegt. Das ausführliche Wahlprogramm soll am 12. Januar auf einem Parteitag in Bonn beschlossen werden.
In dem neun Seiten starken Kurzprogramm wird den Themen Gesundheit und Pflege unter dem Motto »Schluss mit Rendite-Orientierung und Zwei-Klassen-Medizin!« eine ganze Seite gewidmet. Die Apotheken finden allerdings keine Erwähnung.
Einleitend klagt das BSW über die steigenden Zusatzbeiträge der Krankenkassen und die langen Wartezeiten, auf die sich Kassenpatienten für einen Facharzttermin einstellen müssten. Auch die Schließung vieler Krankenhäuser und das Fehlen von Pflegepersonal werden als Probleme herausgestellt. »Wir wollen eine Gesundheits- und Pflegepolitik, die jedem Kranken und Pflegebedürftigen eine gute Versorgung sichert, und nicht eine, die die Profite von Pharma- und Klinikkonzernen sowie Finanzinvestoren, die immer mehr Pflegeheime und Arztpraxen übernehmen, in die Höhe treibt«, so die Wagenknecht-Partei.
Die erste Forderung des BSW ist daher die Abschaffung von Zusatzbeiträgen und die Einführung einer Bürgerversicherung für Gesundheit und Pflege, in die alle Bürger mit ihren Einkommen einzahlen. Die neue Versicherung soll die »Zweiklassenmedizin« beenden. Aktuell würden Kassenpatienten benachteiligt und müssten für immer mehr Kosten aufkommen, die eigentlich von der Allgemeinheit zu tragen seien.
Die Wagenknecht-Partei fordert einen Grundfreibetrag auf Sozialabgaben bei gleichbleibenden Ansprüchen, gegenfinanziert durch eine Anhebung der Beitragsbemessungsgrenzen. So sollen Arbeitnehmer und Rentner entlastet werden. Bisher seien es vor allem Geringverdiener und die Mittelschicht, die den Sozialstaat finanzieren.
Die neue Bürgerversicherung soll vollständig für die Kosten von Zahnersatz und Sehhilfen aufkommen. Aktuell würden die Bürgerinnen und Bürger jedes Jahr mehr als fünf Milliarden Euro aus eigener Tasche für zahnmedizinische Behandlungen ausgeben. »Das Lächeln der Menschen darf nicht vom Geldbeutel abhängen!«, heißt es dazu in dem Kurzprogramm.
Das BSW möchte außerdem Krankenhausprivatisierungen und den Einstieg von Investoren in medizinische Versorgungszentren stoppen. Hausärzte sollen höher vergütet werden. Außerdem lehnt die neue Partei Krankenhausschließungen ab und will die Krankenhausreform der Ampel-Regierung rückgängig machen.
Die Eigenanteile für Pflegeheimbewohner sollen sinken, damit die Heimversorgung nicht zur »Armutsfalle« wird. Für die Kosten soll künftig eine Pflegevollversicherung, die überwiegend mit Steuermitteln finanziert wird, aufkommen.
Das BSW verspricht mehr Medizinstudienplätze und mehr Ausbildungskapazitäten für Pflegepersonal, das außerdem besser bezahlt werden soll. »Junge Leute mit einem harten Numerus clausus vom Medizin-Studium abhalten und dann die Ärzte aus ärmeren Ländern anwerben, ist eine zynische Politik«, erklärt die Partei.
Alle vier Jahre wird in Deutschland ein neuer Bundestag gewählt. Wir berichten mit Blick auf die Gesundheitspolitik und die Auswirkungen für die Apotheken.