Bremst eine Schwangerschaft das Auftreten von MS? |
Eine Kohortenstudie ergab: Bei Frauen, die in der Vergangenheit schwanger waren, traten erste MS-Symptome durchschnittlich 3,3 Jahre später auf als bei Frauen, die zuvor nicht schwanger waren. / Foto: Adobe Stock / Igor Stevanovic, Bits And Splits
Frauen sind rund viermal häufiger von multipler Sklerose (MS) betroffen als Männer; sehr häufig wird die Erkrankung bei ihnen im gebärfähigen Alter diagnostiziert. Eine Studie, die kürzlich im Fachjournal »JAMA Neurology« veröffentlicht wurde, untersuchte, ob Schwangerschaften und Geburten möglicherweise das Auftreten eines klinisch isolierten Syndroms (CIS) verzögern könnten. Das CIS ist die erste klinische Manifestation einer möglichen Multiplen Sklerose (MS).
Grundlage für die multizentrische Kohortenstudie war die »MSBase«-Datenbank, die Daten zu rund 70.000 MS-Patienten aus 35 Ländern enthält. Insgesamt wurden 2557 Frauen in die Studie einbezogen, bei denen durchschnittlich im Alter von 31,5 Jahren ein CIS auftrat. Von diesen Frauen sind 1188 (46 Prozent) vor dem Auftreten des CIS mindestens einmal schwanger gewesen und 1100 (43 Prozent) Frauen hatten mindestens eine Entbindung. Bei der ersten Schwangerschaft waren die Frauen im Schnitt 23,3 Jahre alt und bei der ersten Entbindung 23,8 Jahre. Wie die Auswertung ergab, trat das CIS durchschnittlich 3,3 Jahre später bei Frauen auf, die in der Vergangenheit schwanger waren und ein Kind geboren hatten als bei den Frauen, die zuvor nicht schwanger waren.
Ein möglicher Grund dafür könnte sein, dass Schwangerschaften eine Überaktivität des Immunsystems dämpfen: »Gegenwärtig wissen wir nicht genau, wie eine Schwangerschaft die Entwicklung von MS verlangsamt, aber wir glauben, dass dies mit Veränderungen an der DNA der Frau zu tun hat«, erklärt die Studienleiterin Dr. Vilija Jokubaitis vom Institut für Neurowissenschaften der Monash University in Australien.
Frühere Schwangerschaften und Geburten könnten mit dem zeitlichen Auftreten eines CIS assoziiert sein, schlussfolgern die Autoren. Weitere Studien seien allerdings erforderlich, um den Zusammenhang genauer zu untersuchen und mögliche Mechanismen dahinter zu erklären.