Blutzuckerkontrolle ohne Arzneimittel |
Christina Hohmann-Jeddi |
05.05.2023 15:00 Uhr |
Wie genau muss der Lebensstil umgestellt werden, um den Typ-2-Diabetes (T2D) in Remission zu bringen? »Das hängt vom Diabetes-Subtyp ab«, sagte Scholl. Vor fünf Jahren beschrieben Forschende um Professor Dr. Emma Ahlqvist von der Universität Lund in Schweden fünf Subgruppen von Typ-2-Diabetes, die sich in ihrer Pathologie und ihren Eigenschaften unterscheiden, berichtete der Mediziner. Der schwedischen Einteilung zufolge mache das erste Cluster etwa 6 bis 7 Prozent der Typ-2-Diabetiker aus, die einen Late onset Autoimmune Diabetes of the Adult (LADA) aufweisen. Da es sich um eine Autoimmunerkrankung handele, sei bei diesen Patienten Remission kein Ziel, Lebensstiländerungen könnten sich aber positiv auswirken.
»Der Cluster 2 macht etwa 15 bis 20 Prozent der Typ-2-Diabetiker aus«, sagte Scholl. Bei diesen Patienten liege eine angeborene Störung der Insulinsekretion vor. Sie seien tendenziell schlanker und hätten bei der Manifestation schon hohe HbA1c-Werte. Für diese Patienten sei ein Sportprogramm wichtiger als eine Low-Carb-Ernährung. Patienten des Clusters 3 (etwa 15 Prozent) hätten dagegen eine angeborene, schwere Insulinresistenz. Diese seien in der Kindheit meist schon adipös gewesen und hätten eine Familienanamnese für T2D. Sie sollten sich aufgrund des Insulinüberschusses streng an eine kohlenhydratreduzierte Kost mit weniger als 50 g Kohlenhydrate pro Tag halten, riet der Mediziner.
Dies gelte auch für Personen des Clusters 4, des »angegessenen« Typ-2-Diabetes, die etwa 20 Prozent der Typ-2-Diabetiker ausmachten, so Scholl. Die Patienten seien moderat bis schwer insulinresistent bei Adipositas, Fehlernährung und Bewegungsmangel. Personen dieser Gruppe hätten es leichter als Personen der Cluster 2 und 3, um den Diabetes in Remission zu bringen. Die beste Chance hierfür hätten aber Personen des Clusters 5, die 35 bis 40 Prozent der Typ-2-Diabetiker ausmachten, sagte der Mediziner. »Dies sind die Älteren, ab 70 Jahren, mit Sarkopenie als zugrunde liegender Störung.« Für diese reiche es schon, 60 Minuten täglich flott spazieren zu gehen. »Das bringt enorm viel für die muskuläre Glucoseaufnahme.« Zudem sollte auch bei ihnen der Kohlenhydratanteil der Nahrung reduziert werden, am besten unter 130 g pro Tag. Zusätzliches Kraft- und Ausdauertraining sei auch hilfreich.
Scholls Fazit: »Nicht alle Menschen mit neu manifestiertem Typ-2-Diabetes werden ihren Lebensstil ändern wollen. Aber diejenigen, die ihren Diabetes wieder loswerden wollen, haben ein Recht zu erfahren, wie es gehen könnte.«