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Ibuprofen, Phytopharmaka, Mannose 

Blasenentzündung ohne Antibiotika behandeln

Akute unkomplizierte Harnwegsinfektionen erfordern nicht zwangsläufig eine Behandlung mit Antibiotika. Die aktuelle S3-Leitlinie räumt der symptomatischen Therapie eine Bedeutung ein und spricht sich jenseits einer Antibiose für Ibuprofen, Phytopharmaka und Mannose aus.
Elke Wolf
21.05.2021  07:00 Uhr

Plus für Phytos

Ein Plus vergeben die Leitlinienautoren auch dem Einsatz von Phytotherapeutika zur Verhütung von Rezidiven, vor allem den Trockenextrakten von Bärentraubenblättern, Kapuzinerkressekraut und Meerrettichwurzel. Diese haben sich als wirksame Harndesinfizienzien hervorgetan. Andere Phytotherapeutika, die etwa Tausendgüldenkraut, Liebstöckelwurzel oder Rosmarinblätter (wie Canephron®) enthalten, setzen auf einen multimodalen Wirkansatz; antiphlogistische, spasmolytische, antinozizeptive und antiadhäsive Eigenschaften sind in vitro beschrieben. Die Phytotherapeutika bieten sich auch als begleitende Maßnahme einer Antibiotika-Therapie an.

Blätter der Bärentraube (wie in Arctuvan®, Cystinol® akut) enthalten Arbutin, dessen aktiver Metabolit Hydrochinon mild antibakteriell wirkt. Diese Wirkung kommt innerhalb der Bakterien zum Tragen, sodass der pH-Wert des Urins ohne Einfluss auf die Wirkung des Arbutins ist. Dass Hydrochinon also nur im schwach basischen Urin richtig wirkt, ist eine lang verbreitete Mär. Tatsache ist allerdings auch, dass es Bakterien nicht sauer mögen, weshalb Ärzte bei rezidivierenden Blasenentzündungen empfehlen, den pH-Wert zu senken. Das gelingt zuverlässig mit Acimethin®. Eine leichte Ansäuerung des Harns ist möglich mit Propolis und Hibiskus (Utipro® plus). 

Pflanzliche Harnwegsdesinfizienzien, die ihren Platz in der Zystitis-Therapie gefunden haben: Bärentraubenblätter, … / Foto: Adobe Stock/Klaus Brauner
Kapuzinerkresse und …. / Foto: Thomas Schpke
Meerrettichwurzel / Foto: Adobe Stock/TwilightArtPictures

Wegen des Arbutingehalts beschränkt die Leitlinie die Gabe von Bärentraubenblätter-Trockenextrakten auf einen Monat. Aufgrund des hohen Gerbstoffgehalts reagieren vor allem empfindliche Menschen nicht selten mit Magen-Darm-Beschwerden, Übelkeit und Erbrechen.

Gut belegt sehen die Leitlinienexperten auch die antibakteriellen Effekte pflanzlicher Senföle (Isothiocyanate), die in der Erfahrungsmedizin bereits sehr lange genutzt werden. Viele Kreuzblütler bilden Senfölglykoside als Fraßschutz: Bei Verletzung der Zellen werden sie enzymatisch in die antibakteriell wirksamen Isothiocyanate umgewandelt. Das Kombinationspräparat Angocin® Anti-Infekt N, das hoch dosierte Senföle aus Kapuzinerkressekraut und Meerrettichwurzel enthält, ist sowohl zur unterstützenden Behandlung der akuten Zystitis als auch zur Rezidivprophylaxe bei häufig wiederkehrenden Harnwegsinfekten zugelassen. Die Senföle werden gut resorbiert und reichern sich nachweislich stark in den Harnwegen an. Gemäß verschiedener In-vitro-Studien verfügen Senföle über ein breites antibakterielles Wirkspektrum sowohl im grampositiven als auch gramnegativen Bereich, sogar gegen resistente Formen von E. coli und Problemkeime wie MRSA. Die Senföle bieten sich also auch beim Nachweis von resistenten Erregern als Behandlungsoption an.

Eine Empfehlung für die prophylaktische Anwendung von Cranberry-Zubereitungen geben die Leitlinienautoren aufgrund widersprüchlicher Studienergebnisse nicht. Zwar legen In-vitro-Studien nahe, dass die im Saft und Extrakt enthaltenen Tannine (Proanthocyanidine) die Adhäsionsfähigkeit der E.-coli-Bakterien am Uroepithel hemmen und damit deren Vermehrung im Harntrakt eindämmen können. Doch ob dieser Effekt in vivo wirklich zum Tragen kommt, scheint bislang fraglich. Am ehesten seien Effekte mit hoch dosierten Kapseln und Tabletten (Proanthocyanidin-Gehalt von rund 100 mg/Tag, also dreimal mehr als derzeit empfohlen) zu erwarten. Studien mit solchen oralen Darreichungsformen stehen aber bislang aus.

 

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