Bienen als Diplomaten und Gesundheitswächter |
Jennifer Evans |
17.07.2023 07:00 Uhr |
Wer in Slowenien lebt, der wundert sich auch nicht über Bienenstockstirnbrettchen. Die bemalten Hölzer befinden sich oberhalb der Fluglöcher an den Bienenstöcken und prägen das Landschaftsbild. Es handelt sich dabei um kleine farbenfrohe Kunstwerke, die historische, religiöse oder alltägliche Szenen zeigen. Die Bildtafeln helfen sowohl den Imkern als auch den Bienen die Bienenstöcke zu unterscheiden.
Übrigens navigieren Bienen – ebenso wie Menschen – mit Gedächtniskarten, wie eine aktuelle Studie unter Leitung des Zoologen und Neurobiologen Professor Dr. Dr. Randolf Menzel von der Freien Universität Berlin zutage brachte. Über ihr kartenartiges Landschaftsgedächtnis sind die Tiere in der Lage, von jedem Ort aus zu einer angegebenen Stelle zu fliegen. Die Richtung lesen sie aus dem Schwänzeltanz ab. In dieser rhythmischen Tanzkommunikation zeigen Bienen den Weg zu einer Nahrungsquelle an, wobei sie die Informationen zu Entfernung und Richtung verschlüsseln. Jeder »Schwänzel« bedeutet dabei 80 Meter. Die Richtung messen sie anhand ihres sogenannten Sonnenkompasses.
Das Forschungsteam um Menzel hat nun nachgewiesen, dass Bienen nicht nur dann den richtigen Ort ansteuern, wenn sie von ihrem Bienenstock aus starten, sondern auch, wenn sie von beliebigen anderen Stellen aus ihrem Landschaftsgedächtnis losfliegen. Zuvor hatte man angenommen, dass die Tiere der Tänzerin folgten.
Bei ihren Ausflügen können Bienen unter anderem Informationen über die menschliche Gesundheit sowie Krankheitserreger sammeln. Das zeigt eine US-amerikanische Untersuchung, die kürzlich im Wissenschaftsjournal »Environmental Microbiome« erschienen ist. In Städten bringen die Tiere wie eine Art lokale Datensammler Mikroben wie Bakterien, Pilze oder auch Viren mit. Die Forscher probierten das in New York, Tokio, Venedig, Melbourne und Sydney aus. Es stellte sich heraus: Das gesammelte Material, sprich das metagenomische Profil, variierte von Stadt zu Stadt.
Immer häufiger gibt es auch Imker in Großstädten. Bienen können dort wichtige Daten liefern, unter anderem zu drohenden Epidemien. / Foto: MEK/Luka Dakskobler
In Melbourne dominierte Eukalyptus, während Proben aus Tokio pflanzliche DNA aus Lotus sowie wilder Sojabohne aufwiesen, aber auch Spuren der Hefe Zygosaccharomyces rouxii, die Sojasoße fermentiert. In den Proben aus Venedig waren vornehmlich Pilze zu finden, die mit Holzfäule und Dattelpalmen-DNA in Verbindung stehen. Zudem erhielten sie bienenverwandte Mikroorganismen, die Aufschluss über gesunde Bienenstöcke gaben oder eben solche, die Krankheitserreger oder Parasiten wie etwa die Milbe Varroa destructor aufwiesen. In Sydney kam eine Bakterienart zutage, die Gummi abbaut. Auch entdeckten die Forscher DNA von einem Erreger namens Rickettsia felis, der über Katzenflöhe auf den Menschen übertragen wird.