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Arzneimittelsicherheit

BfArM-Algorithmus soll Nebenwirkungen aufspüren

Nicht selten müssen Patienten wegen Nebenwirkungen von Arzneimitteln im Krankenhaus behandelt werden. Etwa 6,5 Prozent aller Behandlungen in der Notaufnahme seien darauf zurückzuführen, schätzt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Abhilfe schaffen soll ein weiterentwickelter Algorithmus, der Patientendaten überwacht und analysiert.
Cornelia Dölger
03.02.2021  13:00 Uhr

Die Idee, einen Algorithmus auf die Spur von möglichen schwerwiegenden Nebenwirkungen von Arzneimitteln zu setzen, ist nicht neu. Schon in früheren Forschungsansätzen sei das diesbezügliche Potenzial von Algorithmen untersucht worden, teilte das BfArM mit. Gemeinsam mit dem Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS) will das Bundesinstitut den Ansatz nun optimieren. Ziel des Projekts »Weiterentwicklung, Optimierung und Anwendung eines Algorithmus zur Detektion schwerwiegender unerwünschter Arzneimittelwirkungen mit Routinedaten« – kurz: Wolga – ist dabei, die Patientensicherheit langfristig zu erhöhen.

Den Weg dorthin sollen den Forschern Patientendaten sowie Spontanberichte zu Verdachtsfällen von Nebenwirkungen ebnen. Damit wird ein bereits bestehender Algorithmus gefüttert. Spontanberichte, die etwa  Ärzte und Apotheker oder auch  Patienten selbst bei alltäglicher Anwendung eines Arzneimittels melden, werden laut BfArM an die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) weitergeleitet und in der europäischen Datenbank EudraVigilance gespeichert.

Zwei Datenquellen für den Algorithmus

Die Daten für den Algorithmus sollen sich zudem aus der Forschungsdatenbank »Gepard« des BIPS speisen. Die pharmakoepidemiologische Datensammlung basiert laut BfArM auf anonymen Abrechnungsdaten von vier deutschen Krankenkassen und umfasst Informationen zu rund 25 Millionen Personen in Deutschland.

Aus beiden Quellen – Patientendaten sowie Spontanberichten – soll sich nun der Algorithmus bedienen. Alle nebenwirkungsbedingten Klinikeinweisungen, die er aufspürt, werden in einem weiteren Schritt verglichen und analysiert. So soll der bestehende Algorithmus optimiert werden. Er soll damit »letztendlich Grundlagen für Konzepte schaffen, wie schwerwiegende Nebenwirkungen künftig vermieden werden können«, erklärte das BfArM. Das Projekt wird vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) für drei Jahre gefördert.

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