| Sven Siebenand |
| 15.02.2023 17:00 Uhr |
Menschen, die noch nicht wissentlich am Coronavirus erkrankt sind, gibt es immer noch einige. Woran das liegt, ist nicht klar. Möglicherweise spielt ein bestimmtes Protein im Körper eine wichtige Rolle. / Foto: Adobe Stock/PhotoSG
In einer Pressemitteilung geht die Universität Sydney auf eine aktuelle Veröffentlichung eines Teams um Dr. Lipin Loo in »Plos Biology« ein. Darin wird darauf hingewiesen, dass das Leucine-rich Repeat containing Protein 15 (LRRC15) genauso ein Rezeptor für das Coronavirus SARS-CoV-2 ist wie der Eintrittsrezeptor ACE2. Im Gegensatz zu ACE2 unterstützt LRRC15 aber keine Infektion. Stattdessen kann es an dem Virus haften bleiben und es immobilisieren. So verhindert es, dass andere Zellen infiziert werden.
Offenbar wird LRRC15 erst als Reaktion auf die Infektion vermehrt gebildet. Loo berichtet, dass man beim Anfärben von gesundem Lungengewebe in Laborexperimenten nicht viel LRRC15 gefunden habe. In infiziertem Gewebe sei mehr LRRC15 nachgewiesen worden. Vermutlich spielt es eine wichtige Rolle, wie schnell und in welchem Ausmaß das Protein vom Körper produziert wird.
»Eine Gruppe am Imperial College London hat unabhängig von uns festgestellt, dass das Fehlen von LRRC15 im Blut mit schwererem Covid-19 verbunden ist, was unsere Annahme stützt«, so Loo. Wer weniger von diesem Protein habe, habe wahrscheinlich ernsthaftere Covid-19-Probleme. Wer mehr davon hat, dem macht das Virus dem Wissenschaftler zufolge weniger zu schaffen. Führt man diesen Denkansatz weiter, ergibt sich: Wer besonders viel davon hat, wird möglicherweise gar nicht infiziert oder merkt es zumindest nicht.
Die Erkenntnis rund um LRRC15 könnte den Forschenden zufolge auch zur Entwicklung neuer Covid-19-Medikamente genutzt werden. In der Pressemitteilung sprechen sie zwei denkbare Ansätze an: eine vorbeugende Behandlung, die auf die Virusabwehr in der Nase abzielt, und eine Behandlung von Infizierten in schweren Fällen, die auf die Lunge abzielt.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.