Betamethason als Add-on zur Strahlentherapie? |
Sven Siebenand |
15.08.2022 18:00 Uhr |
Beim Prostatakarzinom kommt oft eine Radiotherapie zum Einsatz. Es werden zwei verschiedene Arten der Strahlentherapie verwendet: Die perkutane Strahlentherapie, also Bestrahlung von außen, und die Brachytherapie. Das ist eine durch einen in die Prostata eingebrachten radioaktiven Stoff erwirkte Bestrahlung von innen. / Foto: Adobe Stock/kenchiro168
Die University of Kentucky in Lexington, USA, informiert über eine im »International Journal of Molecular Sciences« veröffentlichte Arbeit eines Teams um Professor Dr. Luksana Chaiswing vom Department of Toxicology and Cancer Biology der Hochschule. Diese legt nahe, dass das bekannte Corticoid Betamethason verwendet werden könnte, um unerwünschte Nebenwirkungen von Bestrahlungsbehandlungen bei Prostatakrebs zu reduzieren. Gleichzeitig scheint das Add-on des Steroids die Effektivität der Therapie zu erhöhen.
Zum Hintergrund: Während die Strahlentherapie wichtig ist, um das Wachstum von Prostatakrebs zu kontrollieren, birgt sie immer auch ein Risiko für die Zunahme unerwünschter Nebenwirkungen, einschließlich einer Schädigung des normalen Gewebes. »Neue Therapien, die darauf abzielen, vor Verletzungen des normalen Gewebes zu schützen und gleichzeitig die Wirksamkeit der Strahlentherapie zu erhöhen, werden dringend benötigt«, so Chaiswing. Die Entwicklung solcher Ansätze hätte einen großen Einfluss auf die Prostatakrebskontrolle und die Lebensqualität der Patienten.
Das Team untersuchte rund 700 von der US-amerikanischen Arzneimittelagentur FDA zugelassene Arzneimittel auf unterschiedliche Eigenschaften, etwa den Schutz von Nicht-Krebszellen vor strahlentherapieinduzierter Zytotoxizität und das Abtöten von Prostatakrebszellen. Dabei kristallisierte sich Betamethason als ein vielversprechender Kandidat heraus.
Wie lässt sich die Wirkung erklären? Die Forschenden sind der Meinung, dass Betamethason zu unterschiedlichen Wirkungen auf die Expression eines Schutzproteins namens RelB führt. In normalen Zellen induziere es die Proteinexpression, in Krebszellen würde diese stattdessen unterdrückt.
Das Ergebnis dieses Projekts könnte zu einem neuen Anti-Krebs-Regime führen, so Chaiswing. Da die Forschenden aber bisher nur Ergebnisse aus Zell- und Tiermodellen vorzuweisen haben, wird es noch eine Zeit dauern, bis dies womöglich der Fall sein wird.