Besser schlafen in den Wechseljahren |
In Umfragen sind Schlafstörungen das häufigste Symptom, das Frauen im Zusammenhang mit den Wechseljahren nennen. Bei hohem Leidensdruck kommt eine medikamentöse Therapie in Betracht. / © Getty Images/Ekaterina Goncharova
Frauen leiden in den Wechseljahren unter zahlreichen Beschwerden. Sie reichen von Hitzewallungen, nächtlichen Schweißausbrüchen und Depressionen über vaginale Atrophie und Harnwegsinfekte bis hin zu Libidoverlust. Am häufigsten scheinen allerdings Schlafstörungen zu sein, wie eine Umfrage des Portals wexxeljahre.de zeigt.
Demnach leiden in der Perimenopause, also in den Jahren um die letzte Periode herum, 39 bis 47 Prozent aller Frauen an Schlafstörungen. In der Postmenopause, also in der Phase nach einjähriger Amenorrhoe, sind es 35 bis 60 Prozent. In der Allgemeinbevölkerung liegt die Zahl bei vergleichbar niedrigen 16 bis 24 Prozent, die von Schlafstörungen betroffen sind. Für die Umfrage wurden mehr als 4000 Frauen rund um die Menopause, also die letzte Regelblutung im Leben, zu ihren drei häufigsten Beschwerden befragt.
Schlafstörungen in den Wechseljahren machen sich häufig als Ein- oder Durchschlafstörungen bemerkbar und treten mindestens in drei Nächten pro Woche über einen Zeitraum von drei Monaten auf. Sie führen zu einer geminderten Lebensqualität und stellen einen Stressfaktor für die Betroffene dar. Außerdem erhöhen lang anhaltende Schlafprobleme das Risiko für Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes, Adipositas und für kardiovaskuläre Ereignisse.
Verantwortlich sind hauptsächlich hormonelle Veränderungen im Körper. Durch die verminderte Produktion von Estrogen und Progesteron werden die Tiefschlafphasen weniger und die Frauen wachen nachts häufiger auf. Auch der natürliche Alterungsprozess spielt eine Rolle, da beispielsweise weniger Melatonin produziert wird, was die Veränderung des Schlafes zusätzlich negativ beeinflusst.
Zu den weiteren Ursachen gehören laut einer Metaanalyse mit knapp 12.000 Frauen in der Perimenopause Stress, Umwelteinflüsse, gesundheitliche Faktoren, der Konsum psychotroper Substanzen, kulturelle und psychosoziale Ursachen sowie das Vorliegen anderer Wechseljahresbeschwerden. So können sich etwa nächtliche Hitzewallungen oder eine Depression unmittelbar auf den Schlaf auswirken. Im Beratungsgespräch in der Apotheke sollten die Auslöser gut abgeklärt werden, um ein passendes Mittel zur Behandlung auszuwählen oder die Frau direkt an einen Arzt zu verweisen.
Je nach Leidensdruck, Risikofaktoren, Stärke und Ausprägung der Wechseljahresbeschwerden kann der Einsatz einer Hormonersatztherapie (HRT) sinnvoll sein. Diese wirkt sich unter anderem positiv auf vasomotorische Beschwerden wie nächtliche Hitzewallungen und daraus resultierende Schlafstörungen aus. Nach Empfehlungen der aktuellen S3-Leitlinie zur Peri- und Postmenopause sollte die Therapie regelmäßig überprüft und an sich verändernde Symptome angepasst werden.
Eingesetzt wird in der Regel eine Kombination aus einer Estrogen- und Gestagenkomponente. Oral verabreichtes Progesteron hat zudem den Vorteil, dass es nach Umwandlung zu Allopregnanolon einen schlaffördernden Effekt durch Wirkung am GABA-Rezeptor aufweist. Die HRT sollte aufgrund vieler Kontraindikationen und Nebenwirkungen immer nach individueller Nutzen-Risiko-Abwägung eingesetzt werden, wenn durch nicht hormonelle Maßnahmen kein ausreichender Effekt erzielt werden kann.
Seit Anfang 2024 ist mit Fezolinetant (Veoza®) ein erster Neurokinin-3-Rezeptorantagonist in Deutschland auf dem Markt. Der Wirkstoff greift im Gehirn in die Thermoregulation ein, ohne hormonell zu wirken. Fezolinetant ist zur Behandlung vasomotorischer Symptome in den Wechseljahren indiziert und kann auf diese Weise daraus resultierende Schlafstörungen verbessern.
Auch Elinzanetant, ein dualer Neurokinin-1- und -3-Rezeptorantagonist, konnte in ersten Studien eine signifikante Verbesserung der Schlafqualität erzielen. Für den Wirkstoff ist eine EU-Zulassung beantragt. In einer im Juni 2025 veröffentlichten Studie an Frauen mit vasomotorischen Symptomen nach endokriner Hormontherapie bei Brustkrebs gaben die Teilnehmerinnen an, dass sich unter Elinzanetant neben den Hitzewallungen auch das Schlafverhalten verbessert habe.
Benzodiazepine wie Lorazepam sollten aufgrund von zahlreichen Nebenwirkungen, der Gefahr einer Toleranzentwicklung sowie der erhöhten Sturzgefahr bei wechseljahresbedingten Schlafstörungen nur kurzzeitig eingesetzt werden. Außerdem kann es bei Frauen mit zusätzlicher Depression zu einer Verstärkung der Symptomatik kommen. Ähnlich verhält es sich mit den apothekenpflichtigen Antihistaminika Doxylamin und Diphenhydramin, die aufgrund von Tagesmüdigkeit und anticholinergen Effekten nicht für den Dauereinsatz indiziert sind.
Melatonin ist als Arzneimittel zur Kurzzeittherapie von Schlafstörungen bei Personen über 55 Jahre zugelassen. Aufgrund der Schwankungen des Melatoninspiegels sollte immer mit einer niedrigen Dosis gestartet werden. Auch hier kann es konzentrationsabhängig zu negativen Auswirkungen auf eine bestehende Depression kommen. Eine Behandlung mit Melatonin in der Selbstmedikation sollte nur im Ausnahmefall, kurzzeitig und niedrig dosiert angeraten werden. Bei bestehenden Begleiterkrankungen ist immer ein Arztbesuch zu empfehlen.
Antidepressiva können für Frauen mit und ohne depressive Verstimmungen in der Peri- und Postmenopause je nach Ausprägung der Symptome in Erwägung gezogen werden. Der Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI) Venlafaxin und die selektiven Serotonin-Wiederaufnahmeinhibitoren (SSRI) Fluoxetin und Escitalopram wirken sich positiv auf die Stimmung und vasomotorische Beschwerden aus. Der SSRI Paroxetin ist in den USA bei mittelschweren und schweren Hitzewallungen in den Wechseljahren zugelassen.
In einer Metaanalyse aus dem Jahr 2021 über sieben Studien mit knapp 2000 Frauen konnte eine deutliche Verbesserung der Schlafstörungen mit und ohne depressive Komponente durch serotonerge Antidepressiva aufgezeigt werden. Mirtazapin und Trazodon werden hingegen aufgrund mangelnder Evidenz nicht für Frauen mit Schlafstörungen ohne Depression empfohlen.
Ein gesunder Lebensstil ist bei Schlafstörungen hilfreich – und auch ansonsten zu empfehlen. / © Getty Images/Prostock-Studio
Wenn der Leidensdruck überschaubar ist und die Frau noch keine andere Behandlung begonnen hat, ist eine Selbstmedikation möglich. Bei Einschlafstörungen helfen Präparate mit Melissenblättern, Hopfenzapfen, Baldrianwurzel und Passionsblumenkraut. Sie können insbesondere bei nervös bedingten Einschlafstörungen helfen. Die Einnahme sollte über einen längeren Zeitraum erfolgen.
Bei gleichzeitig auftretenden Hitzewallungen können Arzneimittel mit Traubensilberkerzenwurzelstock empfohlen werden. Die Inhaltsstoffe wirken regulierend und können sich auf die körpereigene Estrogenproduktion auswirken. Die Behandlung muss für die volle Wirkung kontinuierlich über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten erfolgen. Von einer zeitgleichen HRT wird abgeraten.
Bei depressiven Verstimmungen, die sich unmittelbar auf das Schlafverhalten auswirken, kann ein Johanniskraut-Präparat versucht werden. Man geht davon aus, dass Johanniskraut zusätzlich einen positiven Effekt auf vasomotorische Symptome haben könnte.
Ergänzend werden nicht medikamentöse Maßnahmen empfohlen. Hierzu zählen etwa Entspannungstechniken, Verhaltenstherapie, eine optimierte Schlafhygiene, ein gesunder Lebensstil sowie die Vermeidung von Koffein, Nikotin und Alkohol.