Beratungsintensive In-vitro-Diagnostika |
Kerstin A. Gräfe |
19.09.2023 07:00 Uhr |
Ein klassischer Schwangerschaftstest detektiert im Urin enthaltenes hCG ab einer Konzentration von 25 mIU/mL. Auf dem Markt verfügbare Frühtests können das Herstellerangaben zufolge bereits ab einer Konzentration von 10 oder sogar 5 mIU/mL. Allerdings haben mehrere Studien Schwächen der Tests in der Sensitivität gezeigt.
So ergab unter anderem eine Reihenuntersuchung des Zentrallaboratoriums Deutscher Apotheker (ZL), dass nur 27 Prozent der in der Studie getesteten Frühtests zweifelsfrei das Vorliegen einer Schwangerschaft bei der niedrigsten deklarierten hCG-Menge bestätigen konnten. Einige dieser Tests konnten in der ZL-Untersuchung sogar nicht einmal die Konzentration von 25 mIU/mL detektieren. Zudem haben Studien gezeigt, dass die Sensitivität niedriger ist, wenn die Tests von Laien zu Hause durchgeführt werden, als bei einer Durchführung unter idealen Laborbedingungen.
Bei der Abgabe gerade von Frühtests sollte das Apothekenteam die Kundinnen darauf hinweisen, dass ihr hCG-Spiegel unter Umständen im Moment noch zu niedrig sein kann, um eine Schwangerschaft verlässlich nachzuweisen. Ihnen sollte geraten werden, bei einem negativen Ergebnis den Test zu einem späteren Zeitpunkt, zum Beispiel eine Woche nach Ausbleiben der Periode, noch mal zu wiederholen.
Des Weiteren legen Studien nahe, dass bei der Abgabe auf die Verwendung von Morgenurin hinzuweisen ist, damit eine ausreichend hohe hCG-Konzentration vorliegt. Statt des Begriffs Morgenurin empfiehlt Metzger, den Begriff »Urin nach der längsten Schlafperiode« zu verwenden, da Morgenurin für Kundinnen mit Schicht- und Nachtarbeit missverständlich sein könne. Möchte die Kundin den Test zu einer anderen Tageszeit durchführen, sollte sie wenig trinken und etwa vier Stunden vorher nicht zur Toilette gehen. Zudem ist auf die jeweilige Ablesezeit hinzuweisen.
In seltenen Fällen können die Tests falsch positiv ausfallen. Gründe dafür sind unter anderen eine kürzliche Schwangerschaft (in Form eines unbemerkten Aborts in der Anfangsphase) oder eine kürzliche Geburt. Auch bestimmte Medikamente, die im Rahmen mancher Fruchtbarkeitsbehandlungen eingenommen werden und hCG enthalten (zum Beispiel Ovitrelle®, Pregnyl®), führen zu falsch positiven Ergebnissen.
Zudem können bestimmte Erkrankungen die hCG-Konzentrationen erhöhen. Dazu zählen Zysten an den Eierstöcken, Nierenerkrankungen sowie manche Krebserkrankungen und Störungen, die sich auf den Hormonspiegel auswirken, insbesondere bei Frauen während der Wechseljahre oder um den Zeitraum der Wechseljahre herum.