Beratung unter anderen Umständen |
Kerstin A. Gräfe |
28.05.2025 17:00 Uhr |
Ob überhaupt eine Empfehlung für ein Präparat ausgesprochen werden sollte, ist unter anderem von dem subjektiv empfundenen Leidensdruck der Schwangeren abhängig. Mittel der Wahl sind grundsätzlich nicht medikamentöse Maßnahmen. / © Adobe Stock/Syda Productions
»In der Selbstmedikation hat das Apothekenpersonal die verantwortungsvolle Aufgabe, die Symptomschilderung der Patientin einzuordnen«, sagte Dr. Miriam Ude von der Stern-Apotheke Bischofsheim auf dem Fortbildungskongress Pharmacon in Meran. Ist eine Medikation überhaupt erforderlich oder reichen nicht medikamentöse Maßnahmen? Wo liegen die Grenzen der Selbstmedikation? Und welche Wirkstoffe können eingesetzt werden?
Bei letzterer Frage seien die Fachinformationen wenig hilfreich, konstatierte die Fachapothekerin für Arzneimittelinformation. Um fundierte Entscheidungen treffen zu können, welche Wirkstoffe evidenzbasiert zur Einnahme oder Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit geeignet sind, helfe ein Blick in Datenbanken wie Embryotox oder Reprotox. Mit der Datenbank LactMed® lasse sich einschätzen, welche Arzneistoffe in die Muttermilch übergehen können.
Dr. Miriam Ude / © PZ/Alois Müller
Die gute Nachricht vorweg: »In fast allen Indikationen kann mindestens ein Präparat mit gutem Gewissen ausgewählt und zur Einnahme oder Anwendung empfohlen werden, um leichte Beschwerden zu mindern«, sagte Ude. Die Referentin gab einen praxisnahen Überblick.
Sehr häufig betreffen banale Beschwerden in der Schwangerschaft den Magen-Darm-Trakt. In den ersten drei Monaten entwickelten bis zu 80 Prozent der Schwangeren eine Übelkeit, die teils zu Erbrechen führen kann. »Hier kann Embryotox zufolge das Antihistaminikum Dimenhydrinat eine Option sein«« sagte die Apothekerin. Bei vorzeitigen Wehen sollte es möglichst nicht zum Einsatz kommen. Mittel der Wahl sei allerdings Doxylamin (in Kombination mit Pyridoxin), »aber da sind wir außerhalb des OTC-Bereichs«. Um die Übelkeit zu lindern, könnten zudem (verhalten) Ingwerwurzel und Vitamin B6 (Pyridoxin) empfohlen werden; auf das Erbrechen haben sie keinen Einfluss.
Breiter aufgestellt ist die Palette bei Sodbrennen, unter dem ein Großteil der Schwangeren gegen Ende der Schwangerschaft leidet. Empfehlenswert sind Antazida wie Magaldrat oder Hydrotalcit wegen ihrer geringen systemischen Wirkung. »Sie sollten jedoch nur kurzfristig und in einer möglichst niedrigen Dosierung angewendet werden, um eine Aluminium-Belastung des Kindes zu vermeiden«, sagte Ude. Geeignet seien auch Alginate sowie Iberogast Advance®, wenn auch nach strengerer Risikoabwägung. Mittel der Wahl bei Refluxösophagitis ist Omeprazol. Der Protonenpumenhemmer gehe zwar in die Muttermilch über, habe aber keinen negativen Einfluss auf das Kind.