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Selbstmedikation
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Beratung bei Sodbrennen

Üppige Mahlzeiten, fettige Speisen und alkoholische Getränke – die Vorweihnachtszeit kann für so manchen Magen eine Herausforderung werden. Nicht selten ist Sodbrennen die Folge. Zur Linderung sind in der Selbstmedikation Antacida und Protonenpumpenhemmer verfügbar.
AutorKontaktMaria Pues
Datum 16.12.2025  18:00 Uhr

Für viele Menschen ist die Vorweihnachtszeit besonders stressig, denn in vielen Bereichen stehen dann – von Weihnachtsgeschenken bis Jahresabschluss – zusätzliche Aufgaben an. Zu viel, zu fettig, zu unregelmäßig und/oder unter Zeitdruck – das trifft dann auf viele Mahlzeiten zu. Nicht selten führt das zu Magenbeschwerden mit Sodbrennen, also einem Zurückfließen von saurem Mageninhalt in die Speiseröhre. Beim gastroösophagealen Reflux (GERD) kann es neben den bekannten Säurebeschwerden im Brustbereich – vor allem nach nächtlichem Reflux – zu Reizungen im Rachenraum mit Hustenbeschwerden und Heiserkeit kommen.

Antacida: schnelle, aber kurze Wirkung

Schnelle Hilfe bei akuten Beschwerden bieten Antacida. Sie enthalten meist Aluminium-, Calcium- und/oder Magnesiumverbindungen. Verwendet werden vor allem die Carbonate, Hydrogencarbonate und Hydroxide sowie Kombinationen davon (etwa Maaloxan®). Schichtgitterantacida (etwa Riopan® oder Talcid®) enthalten positiv und negativ geladene Schichten im Wechsel, die sich bei niedrigen pH-Werten rascher auflösen als bei höheren. Einige Präparate enthalten außerdem Alginate (etwa Gaviscon), die im sauren Magensaft ein Gel bilden, das auf dem Magensaft schwimmt und so eine mechanische Barriere gegen den Reflux bilden soll. Feigenkaktusextrakt (etwa Refluthin®), eine Kombination aus Xanthan, Carbomer und Natriumhyaluronat (etwa Sobrade®), eine Kombination aus Hyaluronsäure und Chondoitinsulfat (etwa Esoxx) oder einen pflanzlichen und mineralischen Komplex (wie Poliprotect® in Neobianacid) sollen einen Film auf der Schleimhaut der Speiseröhre bilden und sie so vor der Säureattacke schützen.

Verfügbar sind Kautabletten, Suspensionen und/oder Gele, die bei Bedarf – also auch mehrmals täglich – eingenommen werden können. Ihre Wirkung tritt bereits nach wenigen Minuten ein, hält jedoch in der Regel nur bis zu drei Stunden an. Zu beachten sind mögliche Wechselwirkungen, etwa mit Tetrazyklinen oder L-Thyroxin. Die entsprechenden Arzneimittel sollten in zeitlichem Abstand von mindestens zwei Stunden eingenommen werden. Aluminium-haltige Antacida sollten außerdem nicht zusammen mit säurehaltigen Getränken wie Obstsäften oder Limonaden angewendet werden, da diese die Resorption von Aluminium erhöhen können.

PPI: späte, aber lang anhaltende Wirkung

Kein schneller Wirkeintritt, aber eine anhaltende Wirkung lässt sich mit Protonenpumpenhemmern (PPI) erzielen. Sie hemmen die Natrium-Kalium-ATPase in den Belegzellen des Magens und damit sowohl die basale als auch die induzierte Säureproduktion. Für eine kurzzeitige Anwendung im Rahmen einer Selbstmedikation sind Omeprazol (diverse Generika) oder Pantoprazol (etwa Nexium Control® oder Pantozol Control®) verfügbar. Ihre Wirkung hält je nach Wirkstoff fünf bis sieben Tage an; setzt jedoch erst ein bis drei Stunden nach der Einnahme ein. Patienten, die bisher Antacida verwendet haben, können daher irrtümlich annehmen, das Arzneimittel wirke nicht. Auch die Anwendung unterscheidet sich. Die Einnahme erfolgt einmal täglich; die magensaftresistenten Zubereitungen dürfen nicht zerkaut oder zerkleinert werden.

Auch bei PPI sind Wechselwirkungen möglich. So können beide Wirkstoffe naturgemäß die Wirksamkeit von Arzneistoffen verändern, deren Resorption pH-abhängig erfolgt. Dazu gehören beispielsweise systemisch angewendete Azol-Antimykotika oder Proteasehemmer zur Therapie einer HIV-Infektion. Es gibt jedoch auch substanzspezifische Unterschiede. So ist Omeprazol ein moderater Inhibitor von CYP2C19 und kann damit den Abbau entsprechender Substrate hemmen. Dazu gehören unter anderem Vitamin-K-Antagonisten, Diazepam und Phenytoin. 

Arztbesuch empfehlen

Beide Wirkstoffgruppen sind sichere und wirksame Optionen. Patienten mit Leber- oder Nierenfunktionsstörungen sowie mit regelmäßiger Einnahme von Schmerzmitteln sollte jedoch von einer Selbstmedikation bei Sodbrennen abgeraten werden. Verschlechtern sich die Beschwerden trotz Selbstmedikation oder halten sie länger als zwei Wochen an, ist ebenfalls ein Arztbesuch ratsam. Das gilt auch bei Warnzeichen wie einem unfreiwilligen Gewichtsverlust, schwärz verfärbtem Stuhl oder blutigem Erbrechen. 

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