Beliebt aber kaum reguliert |
Lukas Brockfeld |
13.01.2025 16:20 Uhr |
Ob Vitamine, Mineralstoffe oder wie hier Eiweißpulver : Nahrungsergänzungsmittel sind nicht nur bei Sportlerinnen und Sportlern beliebt. / © Adobe Stock/RHJ
Ob Vitaminpräparate oder Eiweißpulver für Sportler – viele Menschen setzen auf Nahrungsergänzungsmittel zur Verbesserung ihrer Gesundheit. Jetzt hat das Institut Forsa im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) 1.001 Personen in einer repräsentativen Telefonumfrage zu den Mitteln befragt.
Ergebnis: Nahrungsergänzungsmittel (NEM) sind beliebt. 54 Prozent der Befragten gaben demnach an, in den vergangenen sechs Monaten ein oder mehrere Nahrungsergänzungsmittel gekauft zu haben. Doch gleichzeitig erklärten 55 Prozent der Umfrageteilnehmenden, dass sie sich sehr oder eher schlecht über mögliche Gesundheitsrisiken informiert fühlen.
95 Prozent der Befragten stimmten der Aussage eher oder voll und ganz zu, dass NEM auf Sicherheit überprüft werden sollten, bevor sie verkauft werden dürfen. Derzeit ist das aber nicht so.
»Immer wieder gehen Verbraucher:innen fälschlicherweise davon aus, dass Nahrungsergänzungsmittel auf Sicherheit und Wirksamkeit überprüft werden, bevor sie verkauft werden. Das ist aber nicht der Fall«, sagt Sabrina Göddertz, Referentin im Team Lebensmittel im vzbv, in einer Pressemitteilung. »Bislang gibt es weder Zulassungsverfahren noch gesetzlich festgelegte Höchstmengen für Vitamine oder Mineralstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln«.
Die Verbraucherzentrale sieht den europäischen Gesetzgeber in der Pflicht. »Die auf EU-Ebene lange angekündigte Höchstmengenregelung ist wichtig, um die Gesundheit von Verbraucher:innen zu schützen. Die Regelung darf nicht weiter verzögert werden«, so Göddertz. Die Forderung nach Regulierungen sind nicht neu. Schon länger setzen sich Verbraucherschützer und die Arzneimittelindustrie für Regeln gegen den Wildwuchs bei NEM ein.
Das Fehlen der von den Verbrauchern gewünschten Unbedenklichkeitsprüfungen birgt nach Einschätzung des vzbv gesundheitliche Risiken. Vor allem im Onlinehandel und Direktvertrieb würden Nahrungsergänzungsmittel angeboten, deren Dosierungen den Tagesbedarf an Vitaminen und Mineralstoffen um ein Vielfaches überschreiten. Vor allem zum Schutz von Kindern sei eine nach Alter differenzierte Höchstmengenregelung dringend erforderlich.
Auch falsche Werbeversprechen machen den Verbraucherinnen und Verbrauchern offenbar Sorgen. So stimmten 95 Prozent der Befragten der Aussage eher oder voll und ganz zu, dass Anbieter und Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln nur dann mit Gesundheitsversprechen werben dürfen sollten, wenn diese auch wissenschaftlich belegt sind.
Entsprechende Werbeaussagen zu NEM sind durch die europäische Health-Claims-Verordnung bereits streng reguliert. Dennoch stößt die Verbraucherzentrale vor allem im Internet immer wieder auf fragwürdige Aussagen.
»Wenn Influencer:innen behaupten, bestimmte Nahrungsergänzungsmittel hätten ihnen beispielsweise dabei geholfen, ihre Verdauungsprobleme zu lösen oder endlich schwanger zu werden, ist das kaum überprüfbar«, klagt Göddertz. Gefährlich könne es vor allem dann werden, wenn Verbraucherinnen und Verbraucher aufgrund solcher Erfahrungsberichte bei gesundheitlichen Beschwerden auf ärztlichen Rat verzichten und in Eigenregie Nahrungsergänzungsmittel einnehmen.