Bei Pollenallergie richtig beraten |
Ungeteilte Freude über den Frühling gibt es nur bei Menschen, die nicht auf Pollen allergisch reagieren. / Foto: Getty Images/Peter Cade
Birkenpollen haben im April Hochsaison. Das zeigen sowohl der Pollenflugkalender als auch die Beschwerden von Menschen, die auf diese Pollenart allergisch reagieren. Sie leiden derzeit verstärkt an plötzlichen Niesattacken, Fließschnupfen (Rhinitis), tränenden Augen (Konjunktivitis) und allgemeiner Mattigkeit sowie in manchen Fällen an bronchialen Symptomen. Dahinter steckt eine Typ-1-Allergie: Nach vorheriger, meist unbemerkt gebliebener Einstufung der Pollen als fremdartig baut der Körper eine Abwehrlage auf. Nach dem Wiedererkennen erfolgt rasch eine Antigen-Antikörper-Reaktion mit anschließender Ausschüttung einer ganzen Reihe von Botenstoffen aus Mastzellen, unter anderem Histamin. Dessen Rezeptoren und auch die Mastzellen spielen daher für die Behandlung eine zentrale Rolle.
Wer mit Allergiebeschwerden in die Apotheke kommt, möchte vor allem eines: schnelle Linderung. Das lässt sich – meist – einrichten. Für Betroffene mit begrenzten Beschwerden an Augen und/oder Nase gibt es topische Therapien. Die Nasensprays und Augentropfen enthalten Wirkstoffe aus der Gruppe der H1-Antihistaminika wie Levocabastin (zum Beispiel Livocab® direkt) oder Azelastin (zum Beispiel Allergodil® akut). Ketotifen (zum Beispiel Zaditen® Ophtha Sine) steht in rezeptfreier Form nur in Form von Augentropfen zur Verfügung.
Neben der H1-antihistaminergen Wirkung nennt die Fachinformation für Azelastin eine Hemmung der Synthese oder Freisetzung verschiedener Botenstoffe der allergischen Sofort- oder Spätreaktion, unter anderem von Leukotrienen und Prostaglandinen. Ketotifen besitzt neben der H1-antihistaminergen unter anderem eine mastzellstabilisierende Wirkung.
Für alle Wirkstoffe aus dieser Gruppe gilt: Sie lindern die Beschwerden innerhalb weniger Minuten. Dies gelingt umso effektiver, je früher im Allergiegeschehen sie eingesetzt werden – nämlich dann, wenn erst möglichst wenige H1-Rezeptoren vom körpereigenen Botenstoff besetzt sind. Die Wirkung hält rund zwölf Stunden an, sodass eine zweimalige Anwendung ausreicht. Bei Nasensprays und Augentropfen mit Levocabastin handelt es sich um Suspensionen, die vor Gebrauch sorgfältig aufgeschüttelt werden müssen.
Rechtzeitig vor dem erwarteten Allergenkontakt sollten Mastzellstabilisatoren wie Cromoglicinsäure (zum Beispiel Pollicrom®) angewendet werden. Sie hemmen die Degranulation sensibilisierter Mastzellen und damit die Freisetzung von Entzündungsmediatoren wie Histamin, Bradykinin, Prostaglandinen oder Leukotrienen. Da ihre Wirkung kürzer anhält, sollten sie viermal täglich angewendet werden. Eine Kombination mit abschwellenden Zubereitungen und/oder Antihistaminika ist möglich, wobei erstere nur kurzzeitig angewendet werden sollen.