Bauchfett schadet Frauen mehr als Männern |
Die typische Apfelform des Übergewichts mit einer starken Fettansammlung im Bauch ist metabolisch gefährlicher als die Birnenform. / Foto: Adobe Stock/micmacpics
Apfel oder Birne: In Anlehnung an die typischen Rundungen dieser beiden Obstsorten unterscheidet man bei Menschen mit Übergewicht oder Adipositas zwischen der bauchbetonten Form und der Form mit dicken Oberschenkeln und dickem Po, aber relativ flachem Bauch. Die Analogie endet jedoch damit nicht, denn auch hinsichtlich der Stoffwechselaktivität unterscheiden sich die beiden Adipositas-Formen – ganz so, als würde man Äpfel mit Birnen vergleichen – und es ist zu allererst das Bauchfett, das einen Risikofaktor für Folgeerkrankungen wie Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Leiden darstellt.
Als Bauchfett oder auch viszerales Fett bezeichnen Ärzte Fettgewebe, das in der Bauchhöhle und rund um die inneren Organe eingelagert ist. Die Masse des Viszeralfetts (VAT) lässt sich nicht einfach bestimmen, sondern muss relativ aufwendig per Magnetresonanztomografie, Computertomografie oder Doppelröntgenenergieabsorptiometrie (DXA) gemessen werden.
Im Fachjournal »Nature Medicine« stellt jetzt eine Forschergruppe der Universität Uppsala in Schweden eine neue Methode vor, mit der sich das VAT ausgehend von einfach zu messenden Parametern relativ präzise schätzen lässt. Berücksichtigt werden dabei demografische, anthropometrische und Bioimpedanz-Faktoren.
Die Forscher um Torgny Karlsson kalibrierten ihre Methode zunächst anhand der Daten von knapp 4200 Personen aus der britischen Datenbank UKBB, von denen VAT-Messungen per DXA vorlagen. Anschließend suchten sie bei 325.000 weiteren Personen, die ebenfalls in der UKBB erfasst sind, nach Korrelationen zwischen der berechneten VAT-Masse und genetischen Besonderheiten (Single-Nucleotide Polymorphisms, SNP) sowie dem Risiko für diverse Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes.
Die Analyse bestätigte, dass das Bauchfett einen Risikofaktor für Bluthochdruck, Herzinfarkt, Angina pectoris, Typ-2-Diabetes und Hyperlipidämie darstellt. Mithilfe der statistischen Methode der Mendelschen Randomisierung konnten die Forscher zeigen, dass es sich dabei um einen kausalen Zusammenhang handelt. Bemerkenswert war, dass dieser bei Frauen deutlich stärker ausgeprägt war als bei Männern. »Wir waren erstaunt, dass der Zusammenhang zwischen Bauchfett und Erkrankungsrisiko bei Frauen so viel enger war als bei Männern«, sagt Seniorautorin Åsa Johansson in einer Mitteilung der Universität. »Ein Extra-Kilo Viszeralfett kann bei Frauen das Risiko für Typ-2-Diabetes mehr als versiebenfachen, während es bei Männern nur zu etwas mehr als einer Verdopplung führt«, so Johansson.
Ein weiteres interessantes Detail ist, dass das Erkrankungsrisiko bei Personen mit nur geringen oder moderaten Mengen VAT abhängig vom Bauchfett sehr viel steiler anstieg als bei Personen mit bereits vorhandenen größeren viszeralen Fettreserven. Die Forscher sprechen von einem »VAT transition point (VATtr)«, oberhalb dessen das Risiko für Typ-2-Diabetes rapide steigt, bevor es bei weiterer Zunahme zu einer Abflachung des Anstiegs kommt. Ihren Berechnungen zufolge liegt der VATtr für Frauen bei 1,31 kg und für Männer bei 2,06 kg. In der untersuchten Kohorte hatten 33 Prozent der männlichen und 16 Prozent der weiblichen Teilnehmer VAT-Werte oberhalb VATtr. Bei der Art der Fettverteilung gab es dabei große individuelle Unterschiede: Auch äußerlich nur wenig übergewichtige Personen konnten bereits eine schädliche Masse an VAT aufweisen.
Die genetische Analyse ergab 209 mit einer erhöhten VAT-Masse assoziierte SNP, die sich auf 200 nicht überlappende Loci verteilten. Von diesen Genorten waren 102 zuvor noch nicht mit viszeraler Adipositas in Zusammenhang gebracht worden.