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Biomarker

Basis der Präzisionsonkologie

Die personalisierte Onkologie, die auf den Eigenschaften und der Genetik des Tumors beruht, hat bei einzelnen Krebsarten die Behandlung bereits grundlegend verändert. Ein Beispiel dafür sind Tumoren des Gastrointestinaltraktes.
Kerstin A. Gräfe
23.01.2025  09:00 Uhr

»Wenn wir über personalisierte Medizin sprechen, reden wir über die Möglichkeit, Patienten zu stratifizieren – und zwar nicht nur für die Therapie, sondern auch in der Diagnostik und Prävention«, sagte Professor Dr. Michael Quante vom Universitätsklinikum Freiburg beim Fortbildungskongress Pharmacon in Schladming. Wichtigster Pfeiler in der Präzisionsonkologie sei neben der Sequenzierung des Tumors die Testung auf Biomarker. Letztere werde dem Onkologen zufolge in den nächsten fünf Jahren bei jedem Patienten mit Erstdiagnose zur Pflicht werden.

Quante stellte anhand von Beispielen »Erfolgsgeschichten der Präzisionsonkologie« bei verschiedenen Tumoren im Gastrointestinaltrakt (GIT) vor. Als bemerkenswert bezeichnete er die Studie CheckMate-648 an Patienten mit fortgeschrittenen plattenepithelialen Tumoren der Speiseröhre. Bei dieser Tumorart wird leitliniengerecht die Expression des Biomarkers PD-L1 (Programmed Cell Death-Ligand 1) getestet.

Die Studie zeigte erstmals auf, dass eine zielgerichtete Therapie in puncto Gesamtüberleben einer klassischen Chemotherapie überlegen ist – und zwar sowohl als Ergänzung zur Chemotherapie (plus Nivolumab) als auch als alleinige Immuntherapie (Nivolumab plus Ipilimumab). »Wasser im Wein ist allerdings, dass nicht alle Patienten auf die Immuntherapie ansprechen und wir nicht wissen, welche Patienten ansprechen«, sagte Quante. Für eine Stratifizierung reiche in diesem Fall der PD-L1-Status nicht aus.

Testung noch keine Routine 

Auffallend sei in der CheckMate-648-Studie gewesen, dass Patienten mit einer bestimmten Tumoreigenschaft, der Mikrosatelliteninstabilität (MSI), besonders gut auf die Immuntherapie ansprachen. Bei MSI-Tumoren liegen Mutationen in den Genen des DNA-Reparatursystems vor, wodurch Fehler beim Vervielfältigen der DNA nicht korrigiert werden. »Wenn ein Tumor diesen Biomarker hat, ist das ein Gamechanger«, betonte Quante. In diesem Fall könne man die Tumorerkrankung langfristig kontrollieren und die Patienten hätten nach einigen Jahren keine Tumormarker mehr.

Der besondere Nutzen einer Immuntherapie für Patienten mit MSI-Tumoren ist dabei nicht nur bei Ösophaguskarzinom vorhanden, sondern tumorübergreifend. Wie wichtig eine Testung ist, verdeutlichte der Referent am Beispiel des PD-1-Hemmers Pembrolizumab, der seit 2021 Goldstandard für MSI-Tumoren beim Kolonkarzinom ist. »Obwohl hier eine Testung obligatorisch ist, wird in maximal 25 Prozent der Fälle der Biomarker bestimmt«, konstatierte Quante. Das sei aber insofern enorm wichtig, da mit dieser Therapie etwas erreicht werde, was es bis dato nicht gab: Patienten, die bislang eine Überlebenswahrscheinlichkeit von zwei bis drei Jahren hatten, erzielen ein komplettes Ansprechen.

Rezidivrisiko vorhersagen

Zu den Erfolgsgeschichten der personalisierten Onkologie gehört auch, dass sich mit ihr das Rezidivrisiko besser einschätzen lässt. Quante stellte exemplarisch die Studie DYNAMIC beim Kolonkarzinom im Stadium 2 vor. »Mittels Liquid Biopsy können wir die Tumor-DNA aus Körperflüssigkeiten wie Blut, Urin oder Speichel charakterisieren«, sagte der Referent. Damit lasse sich das Rezidivrisiko nach einer Operation deutlich besser einschätzen als mit histopathologischen Standardkriterien. In der Studie konnte jede zweite Chemotherapie vermieden werden.

Bislang kommt die Präzisionsonkologie überwiegend bei fortgeschrittenen Tumoren zum Einsatz. »Wir müssen mehr stratifizieren und dies vor allem in der Erstlinie«, forderte Quante. Das spare Nebenwirkungen und sei eine Chance, längere Überlebenszeiten zu erreichen. Des Weiteren sollten klassische Studien durch Basket-Studien ersetzt werden. Nicht zuletzt müsse die künstliche Intelligenz (KI) bei der Diagnostik unterstützen.

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