BA.2.75 zeigt weniger Immunflucht als BA.5 |
Christina Hohmann-Jeddi |
29.09.2022 09:00 Uhr |
Beide Studien beziehen sich auf Antikörperantworten. Daten zu den T- und B-Zell-Antworten, die langfristig vor einem schweren Krankheitsverlauf schützen, gibt es bisher nicht. Darauf weist Dr. Christine Dahlke vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf hin: Die Daten sähen vielversprechend aus, »allerdings fehlen hier noch die T-Zellantworten und man muss auch immer die Bevölkerung und deren Immunstatus im Blick haben«. Mit Blick auf den kommenden Winter sagt sie: »Zurzeit sehe ich in BA.2.75 keine Variante, die eine größere Rolle spielen wird.« Aber der Winter werde vermutlich neue Varianten mit sich bringen, wodurch einige Maßnahmen, zum Beispiel das Masketragen in Innenräumen, notwendig werden könnten.
Auch der Schweizer Virologe Professor Dr. Richard Neher von der Universität Basel hält BA.2.75 für eher unproblematisch. »Allerdings ist aus BA.2.75 eine weitere Variante, BA.2.75.2, mit den zusätzlichen Mutationen R346T, F486S und D1199N im Spike-Protein entstanden.« Ersten Daten aus China und Schweden zufolge werde diese Variante von menschlichen Antikörpern noch deutlich schlechter erkannt als BA.5. Auch der BA.5-Abkömmling BQ.1.1 zeige laut Neher eine vergleichbare Immunflucht und Mutationen an ähnlichen Positionen. »Auch bei weiteren Linien erwarten wir aufgrund des Mutationsprofils derartige Eigenschaften«, sagt der Virologe. »Diese Varianten sind im Moment in Europa noch selten, nehmen aber an Häufigkeit zu.«