AVWL und AOK gehen bei Inkontinenzversorgung getrennte Wege |
Cornelia Dölger |
12.11.2021 12:30 Uhr |
Über die Vergütung für die häusliche Inkontinenzversorgung sind sich der AVWL und die AOK Nordwest uneins. Wenn die derzeit gültige Vereinbarung endet, wird es wohl keinen Anschluss geben. / Foto: SCA Hygiene Products
Nur noch 11,89 Euro netto statt bislang 17,56 Euro pro Monat solle es nach dem Willen der AOK Nordwest für die aufsaugende Inkontinenzversorgung geben, erklärte der AVWL in einer Mitteilung – das sei eine Absenkung um mehr als 30 Prozent und »in Zeiten steigender Kosten der schleichende Abschied aus dem Sachleistungsprinzip«. Deshalb werde der Verband das Angebot der AOK nicht annehmen. »Eine Versorgung der AOK-Versicherten mit den notwendigen Inkontinenzprodukten ist für den Großteil der Apotheken vor Ort zu diesem Preis wirtschaftlich nicht möglich«, erklärte AVWL-Chef Thomas Rochell. Schließlich sei es mit einer derart gekürzten Pauschale nicht möglich, ein breites Produktsortiment sowie eine individuelle Beratung und flexible Belieferung durch Boten zu gewährleisten. »Wir bedauern dies sehr, denn als Heilberufler ist unser wichtigstes Anliegen, die Patienten sicher und gut zu versorgen«, so Rochell.
Zuvor hatte die Kasse nach Angaben des Verbands die bis dato gültige Vereinbarung »einseitig« zum 31. Januar 2022 gekündigt. So lange die AOK sich weiterhin nicht auf weitere Preisverhandlungen einlassen wolle, werde es keine Anschlussübereinkunft geben, hieß es vom AVWL. Einzelne Apotheken könnten sich nun überlegen, individuelle Vereinbarungen mit der Kasse zu treffen, erklärte der Verband. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass in der Vergangenheit die meisten Apotheken darauf verzichtet hätten, individuell den Verträgen mit anderen Kassen beizutreten, selbst wenn diese höhere Vergütungen vorsahen als jetzt die AOK. »Aufgrund dieser Erfahrungen gehen wir davon aus, dass ein großer Teil der Apotheken dies auch nun nicht tun wird und dass der AOK Nordwest durchaus bewusst ist, dass die flächendeckende ortsnahe und persönliche Versorgung wegfällt.« In Westfalen-Lippe sind etwa 1300 Apothekeninhaber im AVWL organisiert, die insgesamt gut 1800 Apotheken betreiben.