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Covid-19-Hoffnungsträger

Avifavir und Favipiravir – das sind wir

Nach Remdesivir gibt es nun einen zweiten zugelassenen Covid-19-Wirkstoff: Avifavir. Er ist in Russland zugelassen worden. Der Rest der Welt kennt – wenn überhaupt - den Zwilling Favipiravir. Ein Porträt.
AutorKontaktSven Siebenand
Datum 15.06.2020  13:40 Uhr

Avifavir wird bereits an russische Krankenhäuser ausgeliefert. Bis Ende des Monats soll das Medikament in einer Menge, die für 60.000 Behandlungen ausreicht, zur Verfügung gestellt werden. Während das Medikament Remdesivir (Veklury®) in Deutschland schon einen relativ hohen Bekanntheitsgrad erlangt hat, sind Avifavir und Favipiravir bisher vor allem Insidern bekannt. Das muss nicht so bleiben. Hier einige Fragen und kurze Antworten zu dem Zwillingspaar.

Frage 1: Wer ist Avifavir?

Avifavir ist sozusagen die russische Version des Arzneistoffs Favipiravir. Dieser Arzneistoff ist schon seit einigen Jahren aus Japan bekannt. Das entsprechende Medikamente Avigan® zählt zu den Medikamenten, für die das Bundesministerium für Gesundheit die zentrale Beschaffung im März 2020 eingeleitet hat. Das russische Pharmaunternehmen ChemRar stellt nun Avifavir her. Dort wird von einem Favipiravir-basierten Medikament gesprochen. An anderer Stelle wird von einem leicht abgewandelten Molekül geredet. Auf die Frage, wo genau der Unterschied zu Favipiravir liegt und ob es den überhaupt gibt, antwortet Moskau mit Schweigen. Da auf der Sekundärverpackung eindeutig Favipiravir steht, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es sich um ein typisches Generikum handelt.

Frage 2: Wie wirken Favipiravir und Avifavir?

Das Guanin-Analogon Favipiravir ist ein Prodrug und wird im Körper in die aktive Form überführt. Dieses Triphosphat - und so wird es vermutlich auch bei Avifavir sein - wirkt als Inhibitor der viralen RNA-abhängigen RNA-Polymerase. Ohne dieses Enzym kann das Virus nicht mehr replizieren. Diesen Wirkmechanismus hat übrigens auch der Covid-19-Hoffnungsträger Remdesivir.

Frage 3: Wirken Favipiravir und Avifavir spezifisch auf SARS-CoV-2?

Nein, Favipiravir wurde ursprünglich als Influenza-Wirkstoff entwickelt. In Japan wird er als Reserve-Arzneistoff bei neuartigen Grippe-Stämmen eingesetzt. Er ist auch gegen viele andere Viren wirksam, unter anderem gegen das Ebola-Virus. Hier gibt es also die nächste Parallele zu Remdesivir, das zunächst sogar als Ebola-Wirkstoff entwickelt wurde.

Frage 4: Wie werden Avifavir und Favipiravir verabreicht?

Die Medikamente werden oral verabreicht. An dieser Stelle existiert also ein Unterschied zu Remdesivir, das intravenös gegeben wird und nicht als Tablette eingenommen werden kann.

Frage 5: Wie wird bei Covid-19 dosiert?

Oft wird mit einer höheren Ladedosis am ersten Tag gestartet, an die sich eine zweimal tägliche Einnahme über mehrere Tage anschließt. Bei einer Covid-19-Studie der Stanford University waren es zum Beispiel 1800 mg Favipiravir am ersten Tag und an den Tagen 2 bis 10 zweimal täglich 800 mg Wirkstoff.

Frage 6: Was gibt es zum Interaktionspotenzial zu sagen?

Favipiravir hemmt die Sulfatierung von Paracetamol. Das könnte dazu führen, dass mehr von dem toxischen Paracetamol-Metaboliten N-Acetyl-p-benzochinonimin entsteht. Zudem ist Favipiravir ein CYP2C8-Hemmer, sodass Substrate dieses Enzyms möglicherweise in der Kombination ein Problem darstellen könnten.

Abgebaut wird Favipiravir unter anderem über die Aldehyd-Oxidase. Möglicherweise könnte die gemeinsame Gabe von Aldehyd-Oxidase-Hemmern daher ungünstig sein. Last but not least wird für die Bildung des aktiven Metaboliten von Favipiravir das Enzym Hypoxanthin-Guanin-Phosphoribosyltransferase (HGPRT) benötigt. Die gemeinsame Gabe mit einem HGPRT-Hemmer wie Aciclovir kann die Wirksamkeit von Favipiravir unter Umständen negativ beeinflussen.

Frage 7: Was gibt es ferner zu beachten?

Wegen seiner teratogenen Wirkung ist Favipiravir in der Schwangerschaft kontraindiziert. Frauen im gebärfähigen Alter und ihre Partner müssen während und bis zu zehn Tage nach der Therapie sicher verhüten. Im Rahmen eines Compassionate-use-Programms wurden Hyperurikämie und Leberschäden gehäuft beobachtet.

Frage 8: Wie sicher ist das Medikament für Kinder?

Èine Tierversuchsstudie spricht Favipiravir nicht davon frei, für Kinder bedenklich zu sein. Wenn der Arzneistoff im pädiatrischen Bereich eingesetzt werden soll, sollte diese sorgfältig überlegt sein.

Frage 9: Wann sollten Favipiravir-basierte Präparate am besten zum Einsatz kommen?

Darauf gibt es noch keine endgültige Antwort. Im Fall von Remdesivir gibt es Hinweise darauf, dass der Nutzen der Behandlung umso größer ist, je früher die antivirale Substanz zum Einsatz kommt. Das könnte basierend auf den Wirkmechanismus auch bei Favipiravir und Avifavir so sein.

Frage 10: Womit outen Sie sich als Schlaumeier?

Indem Sie nicht von Favipiravir oder Avifavir reden, sondern von Pyrazincarboxamiden.

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