Autoimmunerkrankungen im Blut nachweisen |
Laura Rudolph |
13.03.2024 07:00 Uhr |
Das Immunsystem von Autoimmunpatienten ist aktiver als das von Gesunden. Daher kann die Konzentration der Immunglobuline IgG, IgM und IgA im Blut erhöht sein. IgM bildet das Immunsystem normalerweise, wenn neue Infektionen auftreten. Bei Autoimmunerkrankungen ist dieser Subtyp vor allem bei aktiven Schüben erhöht. IgA tritt vorwiegend in Schleimhäuten auf und damit vor allem bei Autoimmunerkrankungen, die dort stattfinden, zum Beispiel Zöliakie oder Morbus Crohn. Die Referenzwerte liegen für Erwachsene bei 6,8 bis 14,45 Gramm pro Liter für IgG, bei 0,34 bis 2,48 g/L für IgM und bei 0,75 bis 4,0 g/L für IgA.
Durch das Überschießen des Immunsystems verbraucht der Körper zudem schneller die C4- und C3-Proteine des Komplementsystems, eines Teils des angeborenen Immunsystems. Ist ein genetischer Mangel ausgeschlossen, geben niedrige Konzentrationen im Blut daher Hinweise auf eine Autoimmunerkrankung. Der Referenzbereich für C4 beträgt bei gesunden Erwachsenen etwa 15 bis 49 mg/dl, für C3 etwa 80 bis 170 mg/dl. Ausnahme: Bei akuten Schüben der RA können die C4- und C3-Werte erhöht statt erniedrigt sein. Dies liegt an der sogenannten Akute-Phase-Reaktion, bei der der Körper mit einer vermehrten Produktion von immunologischen Proteinen auf eine akute Entzündung reagiert.
Nicht zuletzt äußert sich das überaktive Immunsystem bei Autoimmunpatienten auch in erhöhten Entzündungswerten, weshalb diese mit in die Diagnostik einbezogen werden. Das C-reaktive Protein (CRP), das in der Leber als Reaktion auf akute Entzündungen infektiöser und nicht infektiöser Ursache (wie Autoimmunerkrankungen) gebildet wird, steigt auf Plasmaspiegel von mehr als 0,5 mg/dl an.
Ein weiterer Entzündungsparameter ist die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG). Sie bezieht sich auf die Geschwindigkeit, mit der rote Blutkörperchen in einem Röhrchen mit Citrat-Blut zu Boden sinken. Normalerweise stoßen diese sich aufgrund ihrer negativen Oberflächenladung gegenseitig ab. Im Entzündungsmilieu sind jedoch vermehrt Plasmaproteine vorhanden, die sich an die Blutkörperchen anheften und deren Ladung teilweise neutralisieren. Dadurch stoßen sich die Blutkörperchen weniger ab und sinken schneller ab.
Zur Bestimmung wird eine ungerinnbar gemachte Blutprobe in einem skalierten Röhrchen eine Stunde stehen gelassen. Danach wird die Länge der zellfreien Flüssigkeitssäule abgelesen. Bei Männern bis 50 Jahren gilt ein BSG-Wert zwischen 3 und 11 mm als normal, für ältere Männer Werte zwischen 3 und 20 mm. Bei jüngeren Frauen liegt der Normbereich zwischen 6 und 20 mm, bei Frauen ab 50 Jahren zwischen 6 und 30 mm. Die Referenzwerte können jedoch je nach Literatur variieren.