Ausreichend Astra-Zeneca für Zweitimpfungen? |
Rund 9,6 Millionen Covid-19-Impfstoffdosen hat Astra-Zeneca bislang nach Deutschland geliefert. / Foto: PZ/Kurz
Vergangene Woche wurde bekannt, dass die Europäische Union (EU) die Impfstoff-Verträge mit Astra-Zeneca nicht weiter verlängern will. Das kündigte der EU-Kommissar für Binnenmarkt und Dienstleistungen, Thierry Breton, bei einem französischen Nachrichtensender an. Konkret werde es über den Juni hinaus keine Neuauflage der Liefervereinbarungen geben, so der EU-Kommissar.
Der britisch-schwedische Konzern hatte in den vergangenen Monaten aufgrund von ausbleibenden oder verspäteten Impfstoff-Lieferungen immer wieder für Verärgerung gesorgt. Für das erste Quartal 2021 waren 120 Millionen Impfdosen vereinbart, davon kamen aber nur 30 Millionen in der EU an. Ende April hatte die EU-Kommission auch aufgrund dieser Verzögerungen rechtliche Schritte gegen den Hersteller eingeleitet.
Der Impfstoff Vaxzevria® ist dabei umstritten: Oftmals bleibt er unverimpft liegen, andernorts wird er stark nachgefragt, so dass die Bestellungen der Ärzte teilweise nicht bedient werden können. Derzeit kann der Vektorimpfstoff, genau wie der Impfstoff von Janssen (Johnson & Johnson), ohne Bestellobergrenze von den Arztpraxen über die Apotheken geordert werden. Aufgrund der Ankündigung, dass die EU den Liefervertrag mit Astra-Zeneca über den Juni hinaus nicht verlängert, fragen sich derzeit aber viele Ärzte, was sie bei der Terminvergabe beachten sollen. Denn Arztpraxen wollen bei der Terminvergabe von Erstimpfungen bereits absehen, ob sie auch genügend Impfdosen für die Zweitimpfungen, die erst bis zu drei Monate später erfolgen, bekommen. Dies betrifft vor allem Über-60-Jährige. Personen unter 60 Jahren, die bereits mit Astra-Zeneca geimpft worden sind, sollen bei der zweiten Impfung laut STIKO-Empfehlung einen mRNA-Impfstoff erhalten. Erste Studienergebnisse zur sogenannten Kreuzimpfung liegen hierzu vor.
Nachgehakt beim Bundesgesundheitsministerium (BMG), sagte ein Sprecher der PZ, dass die Ankündigung der EU, den Vertrag mit Astra-Zeneca nicht zu verlängern, die bereits bestellten 300 Millionen Dosen für die EU-Mitgliedstaaten nicht betreffen würden. »Die Pflicht des Unternehmens zur Erfüllung seiner bestehenden Lieferzusagen bleibt hiervon unberührt.« Es werde aber kein Gebrauch gemacht, die zusätzliche Option von weiteren 100 Millionen Impfdosen einzulösen.
Deutschland erhält von den bestellten 300 Millionen Impfdosen rund 56,3 Millionen Dosen, so der BMG-Sprecher. Davon seien allerdings bis zum Ende der Kalenderwoche 19 am 16. Mai 2021 insgesamt erst ungefähr 9,6 Millionen Dosen geliefert worden. Der größte Teil der Impfstoff-Lieferungen (rund 46,7 Millionen Dosen) soll damit also erst noch folgen. Für das zweite Quartal 2021 sollten eigentlich laut BMG-Informationen 12,4 bis 15,4 Millionen Astra-Zeneca-Impfdosen geliefert werden. Allerdings geht das BMG mittlerweile davon aus, dass diese Lieferprognose nicht eingehalten werden kann. Demnach »müssten selbstverständlich auch über Juni hinaus weitere Lieferungen erfolgen«, so der Sprecher. Offen ist damit aber immer noch, mit welcher Verzögerung Astra-Zeneca die bereits bestellten Impfdosen ausliefern wird. Zur Frage nach den Zweitimpfungen gibt sich das BMG aber optimistisch. Das Ministerium schätzt, dass »ausreichend Impfstoff von Astra-Zeneca auch für etwaige Zweitimpfungen vorhanden sein wird.«
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.